Hitler-Attentat: Deutschland begeht Jahrestag

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck würdigte den Widerstand gegen Hitler als Vorbild für den Kampf um Menschenwürde, Freiheit und Demokratie.
Operation "Walküre" scheiterte, Stauffenberg und vier Mitverschwörer wurden noch in der Nacht vom 20. Juli 1944 hingerichtet.

Vor 70. Jahren hat eine Gruppe um den deutschen Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg den Aufstand gegen Hitler versucht. Doch dieser überlebte die Explosion einer im "Führerhauptquartier" deponierten Bombe. Am Sonntag gedachte das offizielle Deutschland im Berliner Bendlerblock dem 20. Juli 1944, für Österreich nahm Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) teil.

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck würdigte den Widerstand gegen Hitler als Vorbild für den Kampf um Menschenwürde, Freiheit und Demokratie. "Der 20. Juli (..) erinnert uns an das, was wir wollen, was wir können möchten und was wir leben sollten: mutig zu unseren Werten zu stehen. Dazu gehört, dass wir uns nicht mitschuldig machen, wenn anderen Unrecht geschieht", erklärte er.

200 Mitverschwörer

Stauffenberg und vier weitere Beteiligte waren noch in der Nacht festgenommen und hingerichtet worden. Insgesamt fielen rund 200 Mitverschwörer der Nazi-Justiz zum Opfer. An der Planung der Operation "Walküre" waren auch drei Wehrmachtssoldaten österreichischer Herkunft federführend beteiligt: Robert Bernardis, Carl Szokoll und Erwin Lahousen-Vivremont. Bernardis wurde gefasst und hingerichtet, die beiden anderen blieben unentdeckt.

"Wir tragen Verantwortung für die Freiheit, die wir haben und unbedingt behalten wollen", sagte Gauck. Zwar müssten im demokratischen Deutschland nicht die Fragen beantwortet werden, die jene zu wägen hatten, die unter Lebensgefahr im Widerstand gegen die Diktatur standen. Aber "auch in der Demokratie gibt es Werte, für die wir eintreten und für die wir leben können. Für die wir Verantwortung übernehmen können", mahnte der deutsche Bundespräsident. Die Erinnerung an damals lehre: "Wir haben eine Wahl zwischen Handeln und Untätigkeit, auch zwischen Reden und Schweigen."

Gauck bescheinigte den Widerstandskämpfern, "ein in die Welt hinaus und in die Zukunft hineinwirkendes Zeichen" gesetzt zu haben. Der 20. Juli habe wie die anderen Widerstandsversuche gegen das NS-Regime auch moralische und politische Bedeutung. Die Bundesrepublik habe daraus Legitimation geschöpft, als sie die Bedeutung des militärischen Widerstands begriffen hätte.

Kranzniederlegung

Im Anschluss an seine Rede legte Gauck an jenem Ort im Berliner Bendlerblock einen Kranz nieder, an dem Stauffenberg in der Nacht zum 21. Juli 1944 gemeinsam mit drei weiteren Widerstandskämpfern hingerichtet worden war.

Österreich wurde von Justizminister Wolfgang Brandstetter vertreten. Da auch sein eigener Vater im Widerstand aktiv gewesen sei, sei ihm die Teilnahme an der Gedenkfeier ein "persönliches Anliegen", erklärte er im Vorfeld gegenüber der APA. "Damit will ich anerkennen, dass die Widerstandskämpfer auf der richtigen Seite standen, nämlich auf der Seite des Rechts."

Es gelte, "die Erinnerung wachzuhalten, stets wachsam zu sein und sich den Ingeborg Bachmann zugeschriebenen Satz zu vergegenwärtigen: 'Die Geschichte lehrt ständig, aber sie findet keine Schüler.' Wir müssen gelehrige Schüler und gute Lehrer zugleich sein, im Interesse der Unumkehrbarkeit freier demokratischer Verhältnisse und stabiler rechtsstaatlicher Strukturen in ganz Europa", so Brandstetter.

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