Buch als Versuch einer Lebensversicherung

Red Notice: Russlands Korruptions-Kapitalismus.

Am Ende seines Buches schreibt Bill Browder: "Ich muss damit rechnen, dass Putin oder Angehörige seines Regimes mich eines Tages ermorden lassen". Also erzählt der Amerikaner, wie er zum großen Investor in Russland wurde, wie er es sich mit Oligarchen und korrupten Beamten anlegte und schließlich von Putin verfolgt wurde.

Buch als Versuch einer Lebensversicherung
Bill Browder: Red Notice: Wie ich Putins Staatsfeind Nr. 1 wurde
Zufälle lenkten Bill Browders Karriere. Sein Großvater war Chef der Kommunistischen Partei der USA, die Eltern linke Intellektuelle. Also protestierte er gegen die Familie, indem er ein erfolgreicher Kapitalist werden wollte. Als Berater verschlug es ihn nach Polen, wo nach dem Zusammenbruch des Kommunismus die Staatsindustrie abgewickelt wurde. Dann schickte ihn die Investmentbank Salomon Brothers nach Moskau. Boris Jelzin ließ 1993 Anteile von Staatsunternehmen als Coupons verteilen. Diese Privatisierung machte nur wenige reich, geschickte oder skrupellose Russen, die die Coupons aufkauften und für wenig Geld wertvolle Öl- Gas- und Stahlunternehmen bekamen.

Browder wollte mitverdienen, er baute den Hermitage Fonds auf, der bald zum größten ausländischen Investor in Russland wurde. Eine Auseinandersetzung mit dem Politiker und Oligarchen Wladimir Potanin um eine Ölgesellschaft gewann Bill Browder im Jahr 1997 mit Unterstützung der russischen Behörden. Und Broders Recherchen über Korruption in der Gazprom halfen Putin sogar, einen neuen Chef im größten russischen Ölunternehmen zu installieren.

Aber dann deckte Browder gemeinsam mit seinem Steueranwalt Sergej Magnitskij auf, wie Staatsbeamte 230 Mio. Dollar Steuerzahlungen auf ihre Konten umleiteten. Browder durfte nicht mehr in Russland einreisen, Magnitskij wurde verhaftet, gefoltert und schließlich im Gefängnis ermordet.

So wurde aus dem Kapitalisten ein Kämpfer für Menschenrechte. Während die russische Polizei Browder per Interpol zur Fahndung ausschreiben wollte, Red Notice heißt das, kämpfte er von London aus um die Freilassung Magnitskijs. Vergeblich.

Nach dem Kampf gegen die Russen führte Browder einen zweiten gegen die US-Politik. Denn Browder wollte ein Gesetz erreichen, wonach alle Russen, die am Tod von Magnitskij mitschuldig waren, ein Einreiseverbot in die USA bekommen, Konten eingefroren werden sollten. John Kerry, damals Senator, war dagegen, er wollte Obamas Außenminister werden, Obama aber setzte auf Appeasement mit Putin. Der Magnitskij-Akt wurde dennoch beschlossen.

Und Browder setzt seinen Feldzug gegen Korruptionisten fort. Auf russian-untouchables.com kann jeder nachlesen, über welchen Reichtum manch schlecht bezahlte russische Beamte verfügen.

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