Australiens neuer Premier heißt Turnbull

Malcolm Turnbull
Amtseid abgelegt. Turnbull dürfte liberalere Töne als Abbott anschlagen.

Einen Tag nach seinem Sieg bei einem parteiinternen Machtkampf hat Australiens neuer Regierungschef Malcolm Turnbull den Amtseid abgelegt. Während seiner ersten parlamentarischen Fragestunde verteidigte der 60-Jährige am Dienstag die Klimapolitik der Regierung. Zur umstrittenen Homo-Ehe sagte er, aus seiner Sicht werde eine Volksabstimmung notwendig sein. Turnbull gilt in Gesellschaftsfragen liberaler als sein Vorgänger Abbott, der beispielsweise die Homo-Ehe ablehnte. Turnbull ist bereits der vierte Premierminister Australiens in etwas mehr als zwei Jahren. "Dies ist eine Entwicklung, die ich so nicht erwartet habe", sagte Turnbull vor Journalisten kurz vor der Vereidigung. "Aber ich fühle mich geehrt, dies anzugehen und bin dem gewachsen", sagte er weiter.

Der ehemalige Kommunikationsminister von der Liberalen Partei hatte am Montag sein Amt niedergelegt und die Kampfabstimmung gegen seinen Parteifreund Abbott gefordert. Diesem hatte er unter anderem einen schlechten Führungsstil und eine verfehlte Wirtschaftspolitik vorgeworfen.

Turnbull griff ein Jahr vor den Parlamentswahlen nach der Parteiführung. Der Ex-Banker und Multimillionär führte die Liberalen - damals in der Opposition - bereits von 2008 bis 2009, bevor er die Parteiführung an Abbott abgeben musste. Die Liberalen sind die stärkste Fraktion in der liberal-konservativen Regierungskoalition. Abbott stand allerdings zuletzt zunehmend in der Kritik. Turnbull war bereits seit längerem Abbotts parteiinterner Gegenspieler. Die nächste Parlamentswahl steht in Australien voraussichtlich im Jänner 2017 an. Turnbull sagte, er strebe keine vorgezogenen Neuwahlen an.

Mit rund 24 Monaten war Abbotts Amtszeit die kürzeste der vergangenen 43 Jahre. Der 57-jährige Marathonläufer und Fan der britischen Krone galt als wenig kompromissbereit und unternehmerfreundlich. Vor allem seine Entscheidung, Bootsflüchtlinge in Internierungslagern auf Pazifikinseln unterzubringen, sorgte international für Schlagzeilen.

Kommentare