Wo Toleranz falsch ist

Die 150 islamischen Kindergärten in Wien sind weitaus fragwürdiger als eigene Frauen-Kurse des AMS.
Josef Votzi

Josef Votzi

Wo Toleranz bei Integrations-Verweigerern wirklich falsch ist

von Josef Votzi

über den Streit um Geschlechtertrennung bei Zuwanderer-Kursen

Der KURIER berichtete Mitte November erstmals darüber: "Beim Start herrscht noch Geschlechtertrennung. Am Ende sollen die Flüchtlinge reif zur Integration sein." Unter diesem Motto sucht das AMS, Asylberechtigte fit fürs Jobleben zu machen. Jetzt ist eine Debatte entbrannt: Ist diese Geschlechtertrennung "falsch verstandene Toleranz"(Integrationsminister Sebastian Kurz). Oder gerechtfertigtes Entgegenkommen, "um sie schön langsam dorthin zu bringen, wie man bei uns lebt"(Sozialminister Rudolf Hundstorfer). Praktiker sagen, die Politik solle sie lieber in Ruhe ihren Job machen lassen: Denn nur wenn Frauen anfangs unter sich bleiben können, sind viele auch erstmals zum Reden zu bringen.

Weitaus fragwürdiger als die AMS-Kurse ist in der Tat ein Faktum, das ein Kenner der Szene auch jüngst via KURIER in die Welt setzte. Laut Ednan Aslan, Professor für islamische Religionspädagogik, gibt es allein in Wien 150 islamische Kindergärten. Bei Kindern gilt nicht, was man bei Erwachsenen ins Treffen führen kann: Sie müssen nicht aufgrund tiefverwurzelter Bräuche sanft abgeholt werden. Kinder fangen bei null an. Wenn sie auch ihre Bildungskarriere in einer Parallelwelt starten, droht Integration von Anfang an ein Fremdwort zu bleiben. Islam-Kenner Aslan ist nun dabei, die vielen islamischen Kindergärten im Auftrag des Integrationsministeriums unter die Lupe zu nehmen. Dieser Tage soll ein Zwischenstand, Ende des Jahres ein Ergebnis präsentiert werden. Die Debatte über dieses Integrations-Nadelöhr kann danach fundiert und muss konsequent geführt werden.

Es geht nicht darum, Muslimen das Recht auf Pflege ihrer Religion und ihrer Bräuche abzusprechen. Das Geplänkel über getrennte Kurse des AMS beweist nur einmal mehr: Je später das Bemühen um Integration einsetzt, desto mehr Hürden sind am Ende mühsam zu nehmen.

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