Stronach ist weit weg von den Bürgern

Wir brauchen Politiker, die wissen, wovon sie reden – und die auch zuhören wollen und können.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Wir brauchen Politiker, die wissen, wovon sie reden – und die auch zuhören wollen und können.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Stronachs Problem mit der Realität

Die österreichische Politik würde ja wirklich dringend Erneuerung brauchen. Das machte anfangs den Charme des Frank Stronach aus. Finanziell unabhängig, erfrischend im Auftreten, an Werten wie Wahrhaftigkeit orientiert.Aber wie das so oft ist – auf den zweiten Blick sieht alles nicht mehr so rosig aus. Als Politiker ist er ja schon in Kanada gescheitert, jetzt versteht Stronach die Medien nur als Vehikel für seine Auftritte und Interviews würde er gerne zu Predigten umwandeln. Das hat ihm bisher nicht geschadet. Und dass er sich Zeitungen kaufen will, indem er nur in den unterwürfigen Medien Inserate schaltet, hat er sich im Zweifel von anderen Politikern abgeschaut. Immerhin macht er es mit eigenem Geld.

Man wusste ja, dass Stronach nie ein Feind des Establishments war, das er jetzt angeblich bekämpft, im Gegenteil. Er hatte ja vom früheren Bundeskanzler Vranitzky abwärts alle Parteien, die irgendwo Entscheidungen (über Geld) zu treffen hatten, in sein Beraterteam geholt. Aber jetzt wird es eng: Den Spagat vom Profiteur von Eurofighter-Gegengeschäften zum Revolutionär des kleinen Mannes wird er nicht durchhalten. Und wenn er seinen ehemals engsten Mitarbeiter Sigi Wolf zum Bundeskanzler machen will, spätestens in sechs Jahren, wenn er die absolute Mehrheit hat, wie er gerne erzählt, dann wird Wolf erklären müssen, was er von Gegengeschäften und gemeinsamen Reisen mit Finanzminister Grasser zur Münchner Waffenschmiede weiß.

„Wir verbessern Österreich“

Vor allem aber verheddert sich Stronach in Diskussionen, die ganz weit weg von der Lebensrealität der Menschen sind. Dabei hätte Stronach nur die fast tausend Zusendungen zur KURIER-Aktion „Wir verbessern Österreich“ lesen müssen. Da hätte er erfahren, was in diesem Land schiefläuft und wo Lösungen erwartet werden.

Am dringendsten sind offenbar Verbesserungen in der Bildung. Von der besseren Ausstattung der Kindergärten über die Versetzbarkeit von Lehrern bis zu einer besseren Förderung für Schüler. Integration ist ein großes Anliegen: Zuwanderer sollen schneller Deutsch lernen, Asylverfahren viel schneller werden. Bei den Steuern soll der Faktor Arbeit entlastet werden und es soll viel einfacher werden, ein Unternehmen zu gründen.Das ist nur ein Ausschnitt aus Forderungen der KURIER-Leser. Was fällt dabei auf? Dass es um Themen geht, die uns in der Innenpolitik zum Teil seit Jahrzehnten beschäftigen. Das macht ja den Frust aus: Es wird so viel geredet und so wenig entschieden.Stronach würde daran auch nichts ändern. Da ist ein erfahrener Politiker wie der Traiskirchner Bürgermeister Fritz Knotzer schon besser. Er agiert lösungsorientiert und spricht ehrlich. Dass sein SPÖ-Parteifreund Josef Ackerl aus Oberösterreich weniger Asylplätze als versprochen organisiert hat, kommentierte Knotzer so: „Immer links reden, aber dann rechts handeln.“

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