Über Vermittler und ganz kleine Schritte

Spitzendiplomatie in Wien – das ist fein! Und mit dem Iran ginge es anderswo auch nicht schneller.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Mit dem Iran verhandeln ist immer noch eine Angelegenheit der winzigen Schritte.

von Andreas Schwarz

über die Atomgespräche in Wien

Die Außenminister der USA, Frankreichs, Großbritanniens, Deutschlands – es war ein beeindruckender internationaler Auflauf. Und Sebastian Kurz war der Stolz anzumerken, Österreich als "Brückenbauer" preisen zu können.

Die Freude sei ihm gegönnt – seit Jahrzehnten geht Österreich mit der Mär hausieren, weltpolitisch bedeutender Vermittler zu sein; jetzt ist wenigstens einer da, der diese Rolle im Rahmen des Möglichen besetzen will.

Wie weit Vermittlung erfolgreich ist, hängt sowieso von den Akteuren ab. Und da sind die Atomgespräche der UNO-Vetomächte (plus Deutschland) mit dem Iran ein besonders heikler Fall: Seit das Land mit seinem Präsidenten Rohani einen gemäßigteren Kurs fährt, wächst die Hoffnung, die Regionalmacht – Gegengewicht zu Saudi-Arabien, Feind Israels, Unterstützer von Assads Syrien – ins Boot der Berechenbarkeit zu bekommen. Was angesichts manch neuer Konstellationen in der Region wichtiger wäre denn je. Dass man bei den Gesprächen, die die friedliche Nutzung der Atomenergie im Iran garantieren sollen, schon so weit gekommen ist, ist dem neuen Regime zu danken (und dessen Bestreben, die Sanktionen des Westens loszuwerden).

Doch die eigentlichen Herrscher im Iran sind immer noch die alten Mullahs. Sie sehen im vergleichsweise aufgeklärten Kurs des Präsidenten einen Verrat an der Theokratie. Und Ayatollah Khamenei hat vergangene Woche mit wildem Fabulieren über Zentrifugen und Atompläne die Verhandlungen und Konzessionen der vergangenen Monate wieder weit zurückgeworfen.

Mit dem Iran verhandeln ist immer noch eine Angelegenheit der winzigen Schritte. Völlig egal, ob in Wien oder anderswo.

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