Junge am Rand – wo bleibt die Demokratie?

Junge Europäer ohne Ausbildung und Arbeit – das kann noch gefährlich werden für den Kontinent.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Junge Europäer ohne Ausbildung und Arbeit – das kann noch gefährlich werden für den Kontinent.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Junge am Rand

Die Jungen leiden unter der seit sieben Jahren andauernden Wirtschaftskrise weit stärker als die Älteren. Das konnte man schon bisher beobachten, aber nun wird dieses Faktum durch eine Studie der deutschen Bertelsmann-Stiftung nachgewiesen. Die Gefahr für Junge, ohne Ausbildung und Job zu bleiben, ist drastisch gestiegen, während die Gefahr der Altersarmut eher geringer geworden ist. Ein Schluss aus dieser Studie: Unsere soziale Ordnung schützt diejenigen, die irgendwie im System aufgehoben sind, um sie kümmern sich auch die Interessensvertretungen. Wer vor der Tür steht, sieht, wie der Zugang – etwa zu ordentlich bezahlter Arbeit – immer schwieriger wird. Das Bildungssystem, das auch diesmal in Österreich nicht wirklich reformiert wird, tut das Übrige. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird deshalb größer, weil die Kluft zwischen Jüngeren und Älteren größer wird.

Wer sich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlt, wird sich kaum engagieren und auch nicht an unsere Demokratie glauben. Dazu kommen Politiker, die den Nationalrat, die frei gewählte Volksvertretung, als "Schwindelparlament" verunglimpfen. Die explosive Mischung aus sozialem Abstieg, dumpfem Nationalismus und einem Sündenbock kennen wir aus der Vergangenheit. Aber wo sind die Politiker, die jetzt laut aufschreien, wo ist der Bundespräsident, wo ist die Parlamentspräsidentin, die ihr Parlament verteidigen müsste? Ah so, die macht sich gerade Gedanken über eine "Quotenregelung" für Regierungen, da bleibt keine Zeit – vielleicht auch keine Kraft – für eine ernsthafte Auseinandersetzung darüber, was unsere Demokratie wirklich gefährdet. Gut, dass es noch Medien gibt, die nicht gekauft sind.

Kommentare