Dialog braucht eine gemeinsame Basis

Ja zu einem Dialog mit dem Islam. Aber es gibt eine Voraussetzung: Die Anerkennung aller Religionen.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Dialog braucht eine gemeinsame Basis

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Anerkennung aller Religionen

Im Jahr 1975, mitten im Kalten Krieg, unterzeichneten Ost und West die Schlussakte von Helsinki. Dabei anerkannten Vertreter völlig unterschiedlicher, ja sogar feindlicher politischer Systeme die territoriale Integrität aller Staaten an, aber garantierten auch die Einhaltung der Menschenrechte. Das war Voraussetzung für den sogenannten KSZE-Prozess, der mithalf, Kriege zu verhindern und Dialoge zu pflegen. Jeder wusste, dass etwa die kommunistische Sowjetunion Menschenrechte wie die Religionsfreiheit oder die freie Meinungsäußerung nicht ernst nahm. Aber Dissidenten wie Vaclav Havel oder Andrej Sacharow konnten sich darauf berufen und bekamen internationale Aufmerksamkeit.

Jetzt bräuchten wir dringend einen Dialog mit dem Islam, hier in Österreich und auch mit islamischen Staaten. Aber Voraussetzung dafür ist eine wenn auch nur minimale Einigkeit auf Grundsätze und Ziele. Das hat das "Dialogzentrum" der Saudis nicht verstanden, aber auch Regierung und Parlament haben sich dem Thema zu blauäugig oder zu oberflächlich genähert.

Das saudische Königshaus ist nicht so stark, wie es sich darstellt. Der Herrscher, Abdullah al-Aziz ibn Saud, ist neunzig Jahre alt und hat die Macht offensichtlich nicht mehr in seinen greisen Händen. Seine Nachfolger müssen verstehen, dass Christen, Muslime und Vertreter anderer Religionen nur dann miteinander reden können, wenn jeder alle anderen als gleichwertig anerkennt. Aber Raif Badawi wird gerade dafür ausgepeitscht, dass er gesagt hat, alle Religionen sind gleichwertig. Wenn die Saudis dabei bleiben, dass es nur eine Religion geben kann, worüber sollen wir dann reden?

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