Die wahre Gefahr ist der Terrorismus

Frankreich hat Grenzen kontrolliert und kaum Flüchtlinge genommen. Das bewahrt auch nicht vor Terror.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Jetzt müssen alle darauf achten, ihre Worte sorgfältig zu wählen, Medien und Politik.

von Dr. Helmut Brandstätter

über den Terror in Paris

"Journalisten sind Wegelagerer und Indiskretins". Eines der vielen Zitate, die uns der frühere deutsche Bundeskanzler und langjährige Publizist Helmut Schmidt hinterlassen hat. Leider müssen wir im Moment aus einem anderen Grund an Helmut Schmidt denken. Er hat den Terror der linksextremistischen "Rote Armee Fraktion" bekämpft. Mit Konsequenz und Härte. Und damit recht behalten. Es wird Zeit, dass wir die wahren Herausforderungen erkennen. Die bestehen natürlich in der geordneten Zuwanderung und der Integration . Aber die Ursachen von Krieg und Terror liegen in Syrien und anderen Staaten des Nahen Ostens. Und da hilft kein Zaun, Terroristen haben viel Geld und gute Pässe. Da helfen keine nationalen Bemühungen, nationalistische sowieso nicht, da hilft nur gemeinsames Vorgehen der Staatengemeinschaft. Spätestens jetzt sollen auch alle Staaten der Europäischen Union aufwachen. Sie können sich gegen Zuwanderer abschotten, gegen Terroristen aber sicher nicht. Also halten wir zusammen, Europa ist nicht nur eine Gesellschaft zur Förderung des Wohlstands, sondern auch eine Schicksalsgemeinschaft.

Eine Schwierigkeit bei der Bekämpfung des linksextremen Terrorismus bestand darin,dass manche Intellektuelle offen Verständnis oder sogar Sympathie für die Analysen der RAF hatten , vielleicht sogar für deren Ziele. "Klammheimliche Freude" empfanden manche. Das ist heute anders. Heute besteht die Gefahr, dass Personen , die anders aussehen, ein Kopftuch tragen, dunklere Hautfarbe haben, schnell verdächtigt werden. Jetzt müssen alle darauf achten, ihre Worte sorgfältig zu wählen, Medien und Politik. Da wird sich zeigen, wer Verantwortung trägt. Denn es ist das Ziel des Terrorismus, Angst zu verbreiten, das Gefühl, dass alles außer Kontrolle sei. Das dürfen wir nicht zulassen.

Nach den Anschlägen im Jänner in Paris auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo und eine jüdische Bäckerei waren die Behörden sicher, dass der nächste Anschlag kommen wird. Und heute müssen wir sagen, es wird leider wieder einen geben. Das darf kein Grund zur Panik sein, muss uns aber klar machen: Nur Solidarität in Europa und Härte gegen Terroristen wird unser Leben wieder sicher machen.

Helmut Schmidt hat in Interviews Sorge darüber geäußert, ob Europa die vielen Zuwanderer integrieren wird können. Aber noch deutlicher hat er Zeit seines Lebens betont, dass nur ein einiges Europa die großen Herausforderungen bestehen würde. Er hat mit Staatspräsident Giscard d’Estaing die deutsch-französische Freundschaft ausgebaut, die Kohl und Mitterand weitergeführt haben. Es ist tragisch, dass der Terrorismus ausgerechnet während eines Spiels der beiden Länder zugeschlagen hat. Aber er wird diese beiden Länder wieder stärker zusammenführen.

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