Schoko statt Sex

Die Schauspielerin Emma Thompson sagte in einem Interview, dass ein Tanz mit Prinz Charles besser sei als Sex. Ein guter Moment, darüber nachzudenken, ob und wann Sex ersetzbar wäre. Und vor allem: wodurch. Eine Blitzumfrage unter Freundinnen ergab: Ja, ist er. Durch Schampus, Schoko und schöne Filme.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Sex ist durch andere Vergnügungen und Erlebnisse ersetzbar, aber das freilich nicht dauerhaft.

von Gabriele Kuhn

über die Ersetzbarkeit von Sex.

Dass auch Royals der eine oder andere schmutzige Gedanke im Kopf schwirrt, wissen wir spätestens seit dem legendären „Tampongate“ am britischen Königshof. Als nämlich Prinz Charles' Sehnsüchte, er würde sich gerne als eine Art O.B. in seiner Geliebten Camilla breit machen, um die Welt gingen. Seither ist einige Zeit vergangen, dennoch dürfte der Prince of Wales wenig an erotischer Strahlkraft verloren haben. Erst unlängst sagte die Schauspielerin Emma Thompson (54) über seine Hoheit in einem Interview für das Time Magazine: „Mit Prinz Charles zu tanzen, ist besser als Sex.“ Das ist sehr interessant und führt zu der Frage, ob es – außer einem Tango mit dem Prinzen – noch andere Sachen gibt, die Sex übertreffen würden. Beziehungsweise, ob Sex überhaupt substituierbar ist. Ich behaupte: ja. Sex ist durch andere Vergnügungen und Erlebnisse ersetzbar, aber das freilich nicht dauerhaft, sondern nur zeitweise. Zudem kommt es sehr darauf an, unter welchen Umständen der Sex stattfindet. Und natürlich mit wem.

So ist etwa der erste Sex mit jemandem, auf den man schon sehr lange sehr, sehr geil war, durch absolut nichts zu ersetzen. Kein Haubengericht der Welt, kein noch so teurer Wein, nicht einmal der Ritterschlag der Queen könnten Sex mit einem Menschen ersetzen, den man un-be-dingt haben wollte. Das ist durch nix zu übertreffen, da geht nur eines: just do it! Ein bisschen anders verhält sich die Causa einige Jahre und Geschlechtsakte später. Die Leidenschaften verlagern sich zunehmend außerhalb der Schlafzimmerwände. Man beginnt immer öfter abzuwägen: vögeln – oder was? Fußballschauen? In Kuschelsocken ein gutes Buch lesen? Mit Freundinnen die vierte Staffel Gossip Girl schauen? Schokolade mampfen? Mit der Herrenrunde tarockieren? Oder einfach nur total blöd in die Luft schauen? Immer ist irgendwas, also: heute nicht, Schatz. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Wahl zu Ungunsten des Geschlechtsakts ausgeht, steigt exponentiell mit der Länge der Beziehung.

Oder aber man hat eine andere Leidenschaft, die so beansprucht, dass man auf irdische Vergnügungen gleich ganz pfeift. Künstler neigen in exzessiven Schöpfungsphasen dazu. Sex? Pfuh! Ich habe ein Schüttbild zu malen, eine Ballade zu dichten, ein Fresko fertigzustellen. Da gerät schlichtes Bumsen schnell einmal zur Banalität, die den „Prozess“ stört. Eine gute Bekannte von mir hat’s auf die Spitze getrieben und der körperlichen Lust eine Absage erteilt, weil sie meint, Schafe zu züchten und Hanf anzubauen sei der neue Orgasmus.

„Science Buster“ Werner Gruber hat wiederum in einem KURIER-Interview gemeint, dass Physik mit Sex locker mithalten könne. Ja, richtig: Phy! sik! Er sagte: „Es ist vielleicht nicht besser, aber zumindest gleichwertig. Ich habe zwei, drei Mal in meinem Leben etwas wirklich begriffen, nicht aus Lehrbüchern, sondern selber eine Grenze überschritten. Das war so geil, ein Flow!“

Ähnlich wird es wohl jenen Menschen ergehen, die die Facebook-Gruppe „ Borussia Dortmund ist besser als Sex gegründet haben. 3.899 „Gefällt mir“-Angaben sprechen eigentlich für sich, sollten aber auch zu denken geben. Ehrlich: Dann schon lieber Tango mit Prinz Charlie.

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