Reich im Gemeindebau?

Uwe Mauch

Uwe Mauch

Mein Nachbar, der Otto, also ich kann euch sagen: Der schmeißt mit der Marie seiner Straßenbahner-Pension nur so um sich! Und unsere Hausmeisterin lässt es mit ihrem Hausmeister-Salär richtig krachen! Und unsere gute Fee von der 5er-Stiege ist im Vorjahr, stellt euch das vor, zum ersten Mal in ihrem Leben für eine Woche an die Adria gefahren!

Man kann natürlich über die jüngst vorgelegte Studie der Universität Innsbruck und der Freien Universität Berlin diskutieren. Kernfrage: Gibt es ausreichend soziale Treffsicherheit? Aber dann bitte anders als die ÖVP, die keine Gelegenheit auslässt, um den Wiener Gemeindebau schlecht zu reden.

Die Fakten: 500.000 Menschen wohnen in Wien mit halbwegs fairer Miete im Gemeindebau. Weltweit ein Fabelwert. Jeder dritte Mieter lebt an oder unter der Armutsgrenze. Gar nicht so wenige. Dennoch sind wir von sozialen Ghettos wie in London oder trostlosen Vorstädten wie in Paris weit entfernt.

Die anderen zwei Drittel sind nicht arm, aber auch nicht wohlhabend, die meisten verdienen laut Stadt Wien weniger als 2000 Euro pro Monat. Der Otto hat sein ganzes Leben hart parabert, unsere Hausmeisterin zwickt es seit Jahren arg im Rücken, und die gute Fee ist in Wahrheit eine von den Armen. Reich im Gemeindebau? Ein Märchen, das gerne erzählt wird.

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