Sondern nur eine Ermunterung

Doris Knecht

Doris Knecht

Ihr Selbstbewusstsein zu stärken ist hoch an der Zeit.

von Doris Knecht

über Fußgänger

Wir gehen weiter. Leserin Waltraud T. schreibt, in etwas erzürntem Tonfall. Es gebe, bitte, "viele ältere Leute, die nicht stundenlang stehen können und einfach mit dem Auto fahren, weil sie geh-eingeschränkt sind." Selbstverständlich. Wer die gestrige Kolumne genau liest, wird darin nirgends einen Auto-Verbots-Appell finden, sondern nur die Ermunterung, das Auto in der Stadt möglichst nur dann zu verwenden, wenn es nötig ist. Notwendig ist ein Auto für Transporte, für Menschen, die sich, wie die Leserin, beim Gehen und Stehen schwertun, für komplizierte Strecken, die sich zu Fuß, auf dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht oder nur mit großer Mühe bewältigen lassen. Dann soll man Auto fahren, dafür ist es da. In diesem Sinne sei auch auf die Leser Manfred L. und Heinz B. geantwortet, die ebenfalls einwenden, dass viele Leute nicht aufs Auto verzichten können; z. B. Selbstständige wie Herr L., die immer Transporte haben.

Wenn vor allem die, die es brauchen, das Auto benutzten, gäbe es verkehrstechnisch vermutlich überhaupt kein Problem. Aber so ist es eben nicht. Deshalb muss man sich auch so sehr um die Fußgänger kümmern, muss ihnen, wie gestern Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, Leitsysteme er- und eigene "Highways" einrichten, auch "Flanierrouten" genannt, auf denen man per pedes möglichst ungehindert durch die Stadt kommt. Ungehindert bedeutet: ohne, dass man als Fußgängerin permanent warten muss, dass einem Fußgeher-Ampeln erlauben, die Straße zu überqueren.

Wir alle sind diese Ampeln so sehr gewohnt, dass wir ihren Ur-Zweck nicht mehr hinterfragen, der da wäre: Sie bringen den Autoverkehr immer wieder künstlich zum Stocken, weil sonst Fußgänger einfach keine Chance hätten, Straßen zu überqueren. Die nun einmal von Autos beherrscht werden, die einen Zweikampf mit einem Fußgänger jederzeit gewinnen. Die Fußgänger müssen vor Autos – und auch Rädern – eben beschützt werden. Ihr Selbstbewusstsein zu stärken ist hoch an der Zeit.

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