Alte Menschen ohne Plan

Doris Knecht

Doris Knecht

Was ich gestern aus den sozialen Medien allerdings auch gelernt habe: Ich bin alt.

von Doris Knecht

über Social-Media

Heute geht es gleich noch einmal um soziale Medien, nur weil wir gestern schon darüber geredet haben. Wenn Sie Social-Media-Nutzer sind, ist Ihnen die Geschichte des 14-jährigen Ahmed – auch der KURIER berichtete – nicht entgangen. Der hatte in seine Highschool in Texas eine selbst gebastelte Uhr mitgebracht, um vor seiner Lehrerin ein bisschen anzugeben, und wurde von der Polizei abgeführt. Ein Foto zeigt einen dünnen Buben mit Streber-Brille und Nasa-Shirt, dessen Hände am Rücken mit Handschellen gefesselt sind, und der mit einer Mischung aus Ärger, Verwirrung und Unglauben in die Kamera blickt. Grund der Verhaftung: Sein Name, sein muslimischer Glaube und der Umstand, dass seine Uhr ungefähr so ausschaut, wie sich Hollywood seit je eine selbst gebastelte Bombe vorstellt.

Das Foto jedenfalls wurde auf Twitter so oft geteilt und löste eine derartige Empörung aus, dass Ahmed jetzt Einladungen von Barack Obama und Mark Zuckerberg hat, ein Schulterklopfen von Will Pharell und bald ein neues Nasa-Shirt, eins, das schon im All war. Das alles passierte in vier Tagen. Dank Social Media.

Was ich gestern aus den sozialen Medien allerdings auch gelernt habe: Ich bin alt. Nicht, dass mir das nicht bereits bekannt gewesen wäre, aber. Als jemand, der aus der Generation X stammt (erinnert sich noch jemand an gleichnamige Buch von Douglas Copeland?), habe ich ein waches Interesse an den Nachfolgern und bin jetzt natürlich gespannt, was die Generation Z so draufhat. (Was kommt eigentlich nach Z?) Ihre Role Models seien, weiß ich nun, u. a. Tavi Gavinson und Jaden Smith, ihr Style sei Normcore (kenn ich, kann ich), Neorave (??), agender (also unisex, wie wir Alten früher sagten) und individualistisch (das hatten wir bitte damals auch schon drauf). Gender-Unterscheidungen seien, diese Einstellung gefällt mir, etwas für Vorgestrige. Ebenso allerdings bestimmte soziale Medien. Twitter etwa sei für Aktivisten, Facebook für "alte Menschen ohne Plan". Aaaaaha, okay, kenn mich aus.

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