Von der falschen Seite

Auffällig oft lief auf Publikumswunsch ein Sketch des damaligen Superstars Lukas Resetarits

Über den "Wurlitzer":

Vor YouTube gab es für die Jungen MTV. Und vor MTV gab es für uns Österreicher den „Wurlitzer“ auf FS2. Dort liefen ab 1987 unter Moderation von z. B. Lizzy Engstler oder Peter Rapp auf Wunsch nachmittags Musikvideos. Das hatte was: Man rief an und bekam neue und alte Hits vorgespielt.

Was der „Wurlitzer“ auch im Angebot hatte: Kabarett. Auffällig oft lief auf Publikumswunsch ein Sketch des damaligen Superstars Lukas Resetarits unter dem Titel „Tschusch“: Der Kabarettist verkörperte einen (damals gab es das Land noch) Jugoslawen, der mit einem Türken in der Straßenbahn zu streiten beginnt, welche Zuwanderer nun die Besseren seien. Der Pointenklimax folgte an jener Stelle, wo der Jugoslawe den Türken einen „Tschuschen“ heißt, ehe beide von einem grantigen Österreicher mit einem „Ausländer raus!“ aus dem J-Wagen komplimentiert werden.

Warum lief der Sketch so oft? Bei der am Freitagabend auf ORFeins ausgestrahlten Bühnenjubiläumsshow „Lukas Resetarits & Friends“ äußerte Bruder Willi eine Vermutung, die verdächtig schlüssig klingt: „Man war sich nicht sicher, ob der Applaus nicht doch von der falschen Seite kommt.“ Das Lachen über Menschen, die sich um die untersten Sprossen der gesellschaftlichen Leiter raufen, gehört zum schlechtesten Ton dieses Landes. Man will zumindest hoffen, dass sich aus dem 1980er-Sketch eines erfüllt hat: „Wern’ einmal besser haben mein’ Kinder, wenn brav in Schule“, sagte der Jugoslawe entschlossen.

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