Die Kellerfrau

Doch es begab sich, dass vor der Doku eine Sendung namens ' Promi Big Brother' lief.

von Anna Gasteiger

über die verunglückte Netrebko-Doku

Eigentlich sollte hier stehen, dass der Blick aus dem Fenster zwar nicht, dafür aber der in den Fernseher beweist, dass Sommer ist: Kultursendungen, wohin man schaut. Es ist schließlich davon auszugehen, dass der durchschnittliche KURIER-Leser neben der ZiB2 und wenigen guten Spielfilmen hauptsächlich Kultursendungen konsumiert. Es hätte an dieser Stelle also zu einer Diskussion der Netrebko-Doku kommen sollen, die das ZDF am Freitag ausstrahlte; über die Auswahl der Opernausschnitte, die Qualität der Interviewpassagen – wird es einer Diva gerecht, sie mit einem Satz wie "Ich war sehr glücklich und der Sex war gut" zu zitieren? –, es wäre auf den lebensbejahenden Grundton des Films hinzuweisen gewesen und ein pointierter Schlusssatz hätte zwischen ihm und dem Wetter vor dem Fenster irgendeine moralisch erbauliche Verbindung hergestellt. Ein solides Stück also, durch das Wort "Sex" ein wenig aufgepeppt.

Doch es begab sich, dass vor der Doku eine Sendung namens "Promi Big Brother" lief. Man sah darin eine junge Frau mit nackten Brüsten, die in einem Keller lebte. Sie haben ja keine Ahnung, liebe Leser, die Sie nur Arte schauen und eine Netrebko-Doku für populären Schund halten, was es alles gibt. Die traurige Sinnlosigkeit des Anblicks dieser armen Frau jedenfalls, liebe Leser, verhinderte das Entstehen des geplanten Textes und jetzt gilt es die ganze Aufmerksamkeit auf ihre Rettung zu lenken. Vorschläge werden erbeten. ("Anziehen" steht schon auf der Liste.)

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