Zaungast beim Dialog der Meister
„Dieses Bild hat mich in den entscheidenden Momenten meines Künstlerdasens moralisch getragen, ich habe von ihm meinen Glauben und meine Ausdauer bezogen.“ Das schrieb Henri Matisse (1869 – 1954) über das Gemälde „Drei Badende“ von Paul Cézanne, als er es 1936 einem Pariser Museum überantwortete. 37 Jahre zuvor hatte der Künstler das Werk gekauft – und sich dabei finanziell fast ruiniert.
Zeitkapseln
Den Grundstein zur Ausstellung legte allerdings ein anderer Kunst-Titan: Lucian Freud (1922 – 2011) hatte der National Gallery ebenfalls ein Lieblingsbild vermacht, als Dank dafür, dass Großbritannien seine 1933 vor den Nazis geflüchtete Familie aufgenommen hatte.
Freunde und Rivalen
Mit welcher Kunst sich ein Künstler umgibt, so wird rasch deutlich, kann die unterschiedlichsten Gründe haben: Freundschaft und Geistesverwandtschaft stehen oft dahinter, aber auch Rivalität – Matisse etwa tauschte gern Bilder mit Picasso, mit dem er in einem permanenten Ideenwettkampf stand.
Edgar Degas (1834 – 1917), als wohlhabender Bankierssohn geboren, tätigte „Stützkäufe“ für seine Künstlerfreunde und trug so Meisterwerke von Paul Gauguin oder Alfred Sisley zusammen. Als Edouard Manets Gemälde der „Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko“ (1867) nach dem Tod des Künstlers in Einzelteile zerschnitten wurde, bemühte sich Degas darum, viele Teile zu kaufen und wieder zusammenzufügen.
Da viele „Malergemälde“ als Teil von Künstlernachlässen in Museen gelangten, ist es überraschend, dass der Ausstellungsbetrieb das Thema „Künstler als Sammler“ erst zögerlich entdeckt (die Kunsthalle Wien zeigte 2015 zeitgenössische Beispiele).
„Verbesserte“ Gemälde
Dass der Maler Lawrence (1769 – 1830) sich zeitlebens als stolzer Besitzer eines Rembrandt-Selbstporträts wähnte, das sich später als ein Imitat herausstellte, verleiht der Schau auch eine tröstliche Note: Selbst im Dialog der großen Meister kann der Blick für das Echte manchmal getrübt sein.
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