Song Contest: Blondinen, Stilbrüche, Hymnen

Song Contest: Blondinen, Stilbrüche, Hymnen
Eindrücke vom ersten Semifinale: Die Bühne spielt alle Stückerln, Conchita ist als Gastgeberin im "Green Room" eine Show für sich. Und die Beiträge bieten für jeden (schlechten) Geschmack etwas: vom Pop-Gesinge bis zur Lack-&-Leder-Nummer.

Am Montagnachmittag fand die erste von insgesamt neun Generalproben statt, die diese Woche über die Bühne der Stadthalle gehen, und eines lässt sich jetzt schon sagen: Es wird ziemlich spektakulär. Die Bühne, eine riesiges "Auge" aus Leuchtkörpern, dominiert die für diese Zwecke verhältnismäßig kleine Halle – Zuschauer, die live vor Ort sind, sollten auch auf den obersten Rängen das Gefühl haben, ganz nah dran zu sein. Für das Fernsehpublikum gilt das sowieso.

Viele Kandidaten des ersten Semifinales, die am Montag probten, setzen auf eher reduzierte Shows (die Zeiten, in denen schlechter Geschmack und nackte Haut den Song Contest dominierten, sind offenbar vorbei) – in Verbindung mit den Licht- und LED-Effekten wirken sie aber auch auf dem Bildschirm sehr effektvoll. Bei den Moderationen gab es zu Beginn der Probe Tonprobleme; bis die Show heute Abend um 21 Uhr auf Sendung geht, finden allerdings noch zwei weitere Generalproben statt.

Conchita Superstar

Eine Klasse für sich ist Conchita Wurst als Gastgeberin im Green Room, dem Bereich gegenüber der Bühne, in dem die Delegationen die Ergebnisse abwarten. Im engen, dunkelblauen Hosenanzug befragt sie die frisch von der Bühne gekommenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ihren Eindrücken – aufmerksam, charmant, ein bisschen affektiert, ein bisschen mütterlich, in perfektem Englisch. Wahrscheinlich die beste Show des Abends.

Auch nicht schlecht sind die Esten Elina Born und Stig Rästa, die mit dem freundlichen und eingängigen Beatles-artigen Duett "Goodbye to Yesterday" zu den Favoriten zählen. Und die finnischen Punker Pertti Kurikan Nimipäivät, ein echter Stilbruch im Schlagerumfeld. Die Serbin Bojana Stamenov knallt im großen Glitzerfummel eine große Hymne auf die Bühne, die beim Saalpublikum sehr gut ankam. Optisch das genaue Gegenteil ist die blonde Russin Polina Gagarina, schlicht in weiß gewandet, mit "A Million Voices" laut Buchmachern eine weitere heiße Anwärterin auf den Sieg am Samstag.

Die Show des moldawischen Sängers Eduard Romanyuta dagegen erinnert mit den halbnackten, als Polizisten verkleideten Tänzern auf der Bühne ein bisschen an die trashigen 90er-Jahre; auf Leder-Outfit setzte auch die Georgierin Nina Sublatti. Der Austro-Mazedonier Daniel Kajmakoski kann bei der Interpretation seines Songs "Autumn Leaves" sich nicht ganz zwischen Getto-Flair und antik anmutendem Bühnenhintergrund (griechische Säulen) entscheiden.

Zehn kommen weiter

Sechs der 16 Kandidaten, die heute auftreten, können anschließend wieder ins Flugzeug steigen; die restlichen zehn dürfen im Finale am Samstag noch einmal singen. Am Donnerstag geht das zweite Semifinale über die Bühne. Zu den 20 qualifizierten Semifinalisten stoßen in der Finalshow die sieben fix vertretenen Länder: Deutschland, GB, Italien, Spanien, Frankreich, Gastgeber Österreich und heuer ausnahmsweise auch Australien.

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