Moskauer Filmfest unter Polizeischutz

Moskauer Filmfest unter Polizeischutz
Russische Polizisten mussten das erste schwul-lesbische Filmfestival in Moskau vor Übergriffen russisch-orthodoxer Extremisten sichern.

Der deutsche Schauspieler Lukas Steltner (24) hat in Moskau unter Polizeischutz beim ersten schwul-lesbischen Filmfestival den Streifen "Stadt Land Fluss" präsentiert. Russische Sicherheitskräfte mussten das Kino "Fitil" im Zentrum vor Übergriffen russisch-orthodoxer Christen und Extremisten sichern, die immer wieder gegen Homosexualität protestieren. "Das ist irgendwie befremdlich für mich", sagte Steltner. Der Schauspieler, der sich auf Fragen aus dem Publikum als heterosexuellen Mann bezeichnete, lobte den Mut der Organisatoren, mit dem Festival ein Zeichen gegen Intoleranz in Russland zu setzen.

"Was wichtig ist: Dass man nicht einfach die Augen zumacht, wenn es solche Ungerechtigkeiten gibt", sagte der in Rostock geborene und in Berlin lebende Steltner. In dem Film "Stadt Land Fluss" (2011) von Benjamin Cantu geht es um zwei junge Männer in einem landwirtschaftlichen Betrieb, die sich ineinander verlieben.

Verbot von Schwulenpropaganda

Steltner kritisierte bei einer Zuschauerdiskussion das zuletzt in mehreren russischen Städten verabschiedete Verbot von Schwulenpropaganda. Das Gesetz verbietet öffentliches Reden über Homosexualität in Gegenwart von Minderjährigen. Gegner kritisieren, dass damit auch die Aufklärung über Aids und HIV erschwert werde.

In St. Petersburg etwa hat das Gesetz zur Folge, dass zu dem dort gegründeten schwul-lesbischen Filmfest "Bok o Bok" (deutsch: Seite an Seite) nur über 18-Jährige zugelassen sind. Andernfalls drohe eine Strafe von 12.000 Euro, sagte Organisatorin Manny de Guerre der Nachrichtenagentur dpa. Die erste Runde des Filmfestes in Moskau, das am Sonntag nach vier Tagen mit stets vollen Sälen endete, sei vom Publikum begeistert aufgenommen worden. Die russische Polizei habe gewaltsame Ausschreitungen seitens der Schwulengegner verhindert.

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