Drohnen und triumphale Hits

Muse-Frontmann Matt Bellamy Montagabend in der Wiener Stadthalle
Muse gingen in der Wiener Stadthalle auf ihr Publikum zu – und knackten den Knackpunkt.

Drohnen in Form von schwebenden Lichtkugeln und einem Kampfflugzeug, effektvoll und edel gestaltete Videoprojektionen, Rock für hohe Ansprüche und jede Menge hymnische Live-Favoriten: Bei ihrem Auftritt in der Wiener Stadthalle zeigten Muse eine rundum tolle Show.

Aber der Auftritt der Briten war mehr als nur eine extravagante Inszenierung der Klasse der Musiker und ihrer Songs. Eine 360°-Rundbühne, von allen Seiten gut einsehbar, hatten Muse mitgebracht. Um dem Publikum nahe sein zu können. Denn das ist etwas, das bei Muse-Shows immer schon ein Knackpunkt war: Oft hat das Trio rund um den hervorragenden Frontmann Matt Bellamy in all seiner Perfektion kalt und stilisiert gewirkt.

Außerirdische

Auch beim letzten Stadthallen-Konzert 2012: Damals ließ das Lichtgewitter die Musik verblassen. Dazu gab es die elitären, verkopften Botschaften des damaligen Albums "The 2nd Law" über den zweiten Lehrsatz der Thermodynamik, oder Songs über Bellamys Lieblingsthemen, die Verschwörungstheorien und außerirdisches Leben. Alles in allem wirkten Muse damit distanziert, elitär und abgehoben. Zu bewundern in ihrer Musikalität und Virtuosität. Aber da menschelte nichts und berührte wenig.

Ganz anders diesmal: Wenn nicht gleich zu Beginn, dann kam diesmal ab dem zweiten Drittel Feeling von der Bühne – Nahrung fürs Herz genauso wie für das die Qualität bewundernde Hirn.

Bennant ist die "Drones"-Tour nämlich nach dem jüngsten Album, für das sich Bellamy Gedanken um den Drohnen-Krieg der USA , aber auch generell den Zustand des Individuums in dieser unsicheren Zeit machte. Schon allein das ist für sein Publikum besser nachvollziehbar. Außerdem klingt die Band anno 2016 wieder rockiger, mehr auf die Kraft der Gitarren konzentriert als auf elektronische Experimente.

Drohnen und triumphale Hits
Die Band "Muse" am 09.05.2016 bei einem Konzert in der Wiener Stadthalle.

So wurde in der Stadthalle erstmal ordentlich losgebrettert, nachdem die Kugeldrohnen und der fast sakrale A-cappella-Song "Drones" ein spektakuläres Intro geliefert hatten. Von Anfang an ging Bellamy – 2012 zwischen den Songs noch der große Schweiger – aktiver auf sein Publikum zu, suchte und fand den Kontakt, ließ sich sogar dazu hinreißen, die Massen in der bis unter das Dach vollen Halle zum Mitsingen zu animieren.

Dramatisch

Dazu kam, dass die spektakuläre visuelle Ausgestaltung nur eine perfekte Unterstreichung gewisser Szenen blieb. Das Kampfflugzeug und apokalyptische Video-Einspielungen illustrierten das auch musikalisch schon dramatische "The Globalist". Bei "The Handler" ließ ein cleverer Effekt die Musiker an den Fäden eines Puppenspielers hängen und zappeln. Und bei "Supermassive Black Hole" umkreisten die Kugel-Drohnen den runden LED-Schirm über der zentralen Bühne wie Planeten eine brennende Sonne.

Dazwischen aber durften häufig nur die Instrumente, die Muse-Songs und Matt Bellamy im Fokus stehen. Der 37-Jährige ist an der Gitarre genauso versiert wie am Klavier, obendrein mit seiner reinen, in den Höhen so charakteristischen Stimme ein einzigartiger Sänger. So wurden Muse-Klassiker wie "Hysteria", "Time Is Running Out", "Madness" und vor allem "Uprising" schließlich zum Triumphzug für Muse.

KURIER-Wertung:

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