Bastille: Trojanische Pferde für wilde Welt

Dan Smith, Sänger und Songwriter der Band Bastille
Die britische Band Bastille stellte beim Frequency ihr zeitkritisches neues Album vor.

"Wild World" haben Bastille ihr am 9. September erscheinendes zweites Album genannt. Dabei gehen die Musiker um Sänger und Songwriter Dan Smith, die 2013 mit dem Hit "Pompeii" berühmt wurden, auf den Zustand der Welt ein. Kurz vor dem Auftritt erklärte Smith im Interview mit dem KURIER, wie es dazu kam.

KURIER: Sie haben über sechs Millionen Platten verkauft und das zweite Album trotzdem wieder in dem winzigen, fensterlosen Kellerstudio aufgenommen, in dem das Debüt "Bad Blood" entstanden ist. Warum?

Dan Smith:Wir waren überall auf der Welt auf Tour. Auf "Wild World" sind Songs, die wir in Südamerika oder in einem Tourbus in Deutschland geschrieben haben. Insofern war die Entstehung komplett anders als bei den Songs des Debüts. Deshalb war es uns wichtig, zumindest bei den Aufnahmen in einem vertrauten Umfeld zu sein.

Es scheint, als wären die Texte von den Eindrücken während dieser Tournee geprägt ...

Wir sind in der wunderbaren Lage, so viel reisen zu können, und das prägt natürlich. Wir haben immer noch all die Elemente in unseren Songs, die uns ausmachen: Wir packen Referenzen aus Filmen, Büchern und der Geschichte hinein, schaffen so, was wir Trojanische Pferde nennen. Aber in dem Song "The Current" geht es zum Beispiel darum, dass man Leute heute häufig Dinge sagen hört, bei denen man denkt: Kann das wahr sein? Wie kannst du das sagen, ja überhaupt denken?

Spielen Sie damit auf Donald Trump an?

Die Idee dazu kam natürlich von Politikern, die – diesseits und jenseits des Atlantiks – immer wieder Dinge sagen, die destruktiv, negativ, aufwieglerisch und schlichtweg entsetzlich sind. Davon gibt es heute eine gefährlich große Menge. Aber in dem Song geht es um jedermann. Auch um die vielen Leute, die zum Beispiel in Pubs derart Unglaubliches zu ihren Freunden sagen. So ähnlich geht es in mehreren der neuen Songs um dieses Gefühl: Verdammt, ich habe gerade eine halbe Stunde Weltnachrichten im TV gesehen und hab’ das Gefühl, die Welt fällt auseinander. Wie gehe ich damit um? Besaufe ich mich? Ignoriere ich es? Suche ich Wege, um zu helfen? Gehe ich zu meiner Freundin und lenke ich mich so ab?

Wie gehen Sie damit um?

Für mich persönlich ist es immer hilfreich, mich auf die schönen Dinge zu konzentrieren, die ich habe. Unser Gitarrist Will meint, dass er sich klarmacht, dass wir hier in Europa privilegiert sind, weil wir unser ganzes Leben lang Frieden und Freiheit hatten, und das absolut nicht selbstverständlich ist. Aber auch das ist traurig, denn eigentlich sollte das ja ein Grundrecht für jeden Menschen auf der ganzen Welt sein. In den Songs wollen und können wir dazu keine großen Einsichten bieten. Es sind nur die Fragen, die zurzeit jeden bewegen.

Warum nannten Sie Ihre Songs vorhin Trojanische Pferde?

Unsere neue Single "Good Grief" ist ein gutes Beispiel: Musikalisch ein fröhlicher Pop-Song, aber es geht dabei um Verlust. Um die Phasen von Trauer, wenn man Sehnsucht nach der Person hat, oder die Euphorie, wenn man sich an vergangene Zeiten erinnert. Oder "Pompeii": Nach außen hin hymnisch und aufbauend. Aber es geht um zwei Personen, die bei einem Vulkanausbruch in der selben Position für die Ewigkeit versteinert wurden. Viele Leute hören nicht auf die Texte. Aber die, die es tun, können immer andere, traurigere Ebenen und bizarre Themen entdecken, die die Musik nicht vermuten ließe.

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