WAS GUCKST DU?

Im August ging in Köln das bisher größte "Counter-Strike"-Turnier der Geschichte über die Bühne. Tausende Zuschauer in der Halle, 250.000 Dollar Preisgeld (gr. Bild). Derzeit läuft die WM fürs Fantasy-Strategie-spiel "League of Legends" (Bild oben). Preisgeld: Mehr als 2 Millionen Dollar
Millionen junge Menschen sehen anderen beim Computerspielen zu,die Youtube-Clips eines Skandinaviers, der zeigt, wie er am Computerspielt, werden milliardenfach geklickt. Und jetzt findet sogar eine WM mit Millionen-Preisgeld statt. Computerspiele sind längst kein Kinderkram mehr.

Die Helden heißen Sumail Hassan, Katherine Gunn, Saahil Arora oder Lee Seong-jin. Von ihren Fans werden sie verehrt wie Superstars. Dementsprechend verdienen sie auch, knapp zwei Millionen Dollar hat Arora heuer alleine an Preisgeldern gewonnen. Dazu smarte Kommentatoren in Weste, Hemd und Krawatte, die über Strategien diskutieren, Spielereinkäufe, Aufstellungen und die Vor- und Nachteile eines konservativen Matchplans analysieren. Die großen Kopfhörer, die sie tragen, vermitteln eine Aura der Dringlichkeit, des direkten Drahtes zu einer mächtigen Zentrale. Um sie herum ist die Stimmung am Brodeln, fast 20.000 Besucher füllen die steilen Ränge der Arena, 25 Millionen Zuschauer starren zu Hause gebannt auf ihre Bildschirme ...

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Es geht um Spiele wie "Dota 2", "League of Legends" und "Call of Duty" – und ja, auch um die mittlerweile in besorgten Elternkreisen diskutierte Tatsache, dass immer mehr junge Menschen anderen jungen Menschen beim Computerspielen zuschauen. Klingt nach sinnloser Freizeitbeschäftigung, könnte man den zahlreichen Kritikern recht geben. Andererseits schauen aber auch sehr viele Menschen seit Jahrzehnten jungen Männern beim Fußballspielen zu, ohne sich dafür besonders rechtfertigen zu müssen ... Oder beim Basketball, American Football – richtige Genießer geben sich sogar stundenlange Snooker-Übertragungen, Dart-Turniere und Schach-Begegnungen auf diversen Sportsendern. Und der gute alte Kiebitz gehört zum echten Wiener Kartenspiel, seit es Kaffeehäuser gibt. Praktisch jeder hat schon einmal jemand anderem beim Spielen zugesehen.

Und eines muss man den Machern der großen E-Sports-Bewerbe, wie der zurzeit in Paris, London, Brüssel und Berlin zeitgleich abgehaltenen "League of Legends"-WM lassen: Es ist schon gut gemacht, was sie den Zusehern bieten. Bereits die Auswahl der Spielfiguren jedes einzelnen Teilnehmers wird so dramatisch aufbereitet, dass die fachkundigen Fans den Atem anhalten …

"Klar, an League of Legends kommt man fast nicht vorbei, wenn man sich online mit anderen Gamern messen will", sagt Artur, ein 24-jähriger bayerischer Medizinstudent in Wien. "Ja, das spielen wir eigentlich alle. Und FIFA natürlich, Dota und so", gibt ihm sein Freund Sebastian, ein angehender Volkswirt, recht. Die WM werden sich die Freunde wohl nicht live anschauen, außer ein paar Begegnungen vielleicht, später, auf YouTube, um sich "Tricks und Strategien abzuschauen". Der E-Sport-Boom und die Preisgelder, die mittlerweile bei großen Turniern bezahlt werden, sind durchaus beeindruckend. Egal ob nun tatsächlich eines der populären Spiele je olympisch wird oder nicht (die Chancen sind weit weniger groß als oft verlautbart).

Dieser Boom ist aber nur deshalb möglich, weil Videospiele an sich in den vergangenen 20 Jahren eine ungeheuere Breite erreicht haben. So wie eben auch die immensen Gehälter und Ablösen im Fußball nur deshalb möglich sind, weil die Basis immer stärker gewachsen ist – und damit das allgemeine Interesse. Das gilt bei den Gamern derzeit allerdings noch zu einem eher kleinem Teil dem Gebiet des "Spitzensports", hier schlummert enormes Wachstumspotenzial, wie vor allem asiatische Firmen erkannt haben, die sich seit geraumer Zeit gut bezahlte Werks-Teams halten.

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Die Mehrheit der Gamer hält sich an die großen Abenteuer-Titel. Vor sieben Jahren eroberte das Entwickler-Studio "Rockstar Games" mit "GTA IV" den Mainstream. Die Produktionskosten beliefen sich auf atemberaubende 100 Millionen Dollar – aber die Einspielergebnisse stellten dafür auch alle Hollywood-Blockbuster in den Schatten. Mittlerweile kratzen Produktionen wie "Destiny", "Star Wars: The Old Republic" oder "GTA V" bereits an der 200-Millionen-Dollar-ProduktionskostenMarke. Eine Summe, die "Call of Duty: Modern Warfare" alleine an Werbekosten verschlungen hat. Und noch immer wächst der Markt. Kein Wunder, das führende Online-Statistik-Portal "Statista" schätzt die aktuelle Zahl der weltweiten Gamer auf 1,8 Milliarden, wobei das Mann-Frau-Verhältnis beinahe 50:50 ist.

"Mir ist eine gute Handlung wichtig. Interessante Charaktere, die sich auch weiterentwickeln – und Spiele, die man sehr strategisch anlegen muss", erklärt Ethnologie-Studentin Sofie. Die "Anno"-Serie, "Starcraft", "The Witcher", "Last of Us" und "Dragon Age" gehören zu den Lieblingsspielen der 22-Jährigen, womit sie kaum von den Vorlieben von Artur und Sebastian abweicht. Im Gegensatz zu ihnen hat Sofie aber erst spät mit Computerspielen begonnen. "Als Kind war das halt die Domäne meiner Brüder, für mich gab’s Pokemon", sagt sie lachend. Vielleicht ja ein Grund, warum sie sich kaum in die E-Sports-Online-Arenen wagt: "Dafür bin ich ganz einfach nicht gut genug."

Über den Stellenwert von Games sind sich die drei jedenfalls einig: "Sie gehören zu unserer Kultur, wie Kino, Musik, Bücher oder Fernsehserien. Und wie bei allen anderen gibt’s auch hier reine Unterhaltung, Spaß, Hochwertiges und Trashiges." Mit dem alten Klischee von Computerspielern als pickeligen, übergewichtigen Einzelgängern, die auf keine Partys eingeladen werden, haben sie jedenfalls nichts zu tun. Und auch wenn sich der US-Präsident bisher nur in der TV-Serie "House of Cards" als Fan von harter Action auf der Spielkonsole präsentiert hat, sind die drei Studenten doch in ausgesprochen prominenter Gesellschaft.

Natürlich kann man CALL OF DUTY auch alleine spielen. Der große Hype hängt aber auch mit der Online-Version zusammen – und den Turnieren, die live übertragen werden. „DOTA 2“ ist wie „LEAGUE OF LEGENDS“ ein kostenloses Multiplayer Online Game, das in den letzten Jahren enormen Zulauf hatte.

Weitere wichtige E-Sports-Titel: „STAR-CRAFT 2“, „COUNTERSTRIKE“, „HEROES OF WARCRAFT“ & „FIFA“.

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HER STORY“, ein intelligenter, interaktiver Thriller, der über polizeiliche Verhörvideos einer Frau auf die Spur ihres vermissten Mannes führt.

Außerdem: „NO MAN’S SKY“ führt bald online in die unendlichen Weiten des Alls, „ORI AND THE BLIND FOREST“ ist ein bezauberndes Jump ’n’ Run-Spiel aus Österreich.

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Bald ist es so weit: „FALLOUT 4“ erscheint am 10. November, und der neue Teil der postakopalyptischen Endzeit-Serie könnte durchaus halten, was sich die Fans versprechen. Grafik hin oder her, auf Story und Atmosphäre kommt es an – zumindest bei manchen Titeln.

THE WITCHER“ hat die Erwartungen der Spieler-Gemeinde schon erfüllt – diese Games werden schon sehnsüchtig erwartet: „ASSASSIN’S CREED SYNDICATE“ (ab 23. 10.), „HALO 5“ (27. 10.), „NEED FOR SPEED“ (5. 11.), „CALL OF DUTY: BLACK OPS III“ (6. 11.), „RISE OF THE TOMBRAIDER“ (13. 11.), „STAR WARS BATTLEFRONT“ (19. 11.).

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