Behörden decken neue Tricks der Bettler-Szene auf

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Bei Razzien auf Christkindlmärkten kamen Fahnder neuen Quartieren auf die Spur.

25 Menschen eingepfercht in einer 20-Quadratmeter-Wohnung, das ist die Lebensrealität der Bettler in Wien. Wo früher ganze Häuser von Bettler-Syndikaten gekauft wurden, änderten die Hintermänner nun ihre Taktik, um ihre Spuren besser zu verwischen. Zwei der gefundenen Wohnungen befanden sich in normalen Wohnhäusern in der Stadt, wo Bettler Tür an Tür mit den Mietern leben.

In der Vorweihnachtszeit startete die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien gemeinsam mit der Polizei eine Schwerpunktaktion zum Bettlerproblem. Zehn Tage lang waren Teams auf den Märkten unterwegs und hielten in dieser Zeit 115 Bettler an. Die Hälfte davon musste mit zur Polizei, weil sie entweder aggressiv bettelten oder bereits etwas gegen sie vorlag. Einige der Aufgegriffenen konnten mit Taschen- oder Trickdiebstahl in Verbindung gebracht werden. "Die zumeist verhängte Strafe um die 100 Euro wurden vom Großteil als Ersatzfreiheitsstrafe verbüßt", erklärt Polizist Alexander Schinnerl.

Hintermänner "helfen"

Einige Bettler konnten sich aber auf die Drahtzieher der Syndikate verlassen: "Für manche wurden Strafen um die 1000 Euro bezahlt, um sie aus der Haft zu bekommen", erklärt der Polizist. Die Strafen konnten die Bettler nie bezahlen. Das bei ihnen sichergestellte Geld wurde sofort polizeilich beschlagnahmt. Im Gegensatz zu früher handelte es sich dabei zumeist um kleine Summen. Um Verluste zu minimieren, würden die Hintermänner mehrmals täglich bei den Bettlern abkassieren, sagen die Behörden.

Außerdem werden die Banden immer professioneller, was ihre Organisation betrifft. "Wenn im Vorfeld über Razzien berichtet wird, dann finden wir oft zwei bis drei Tage gar keine Bettler an den üblichen Plätzen", erklärt der Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen, Walter Hillerer. Die Hintermänner warnen ihre "Schützlinge" dann, sich für einige Tage zurückzuhalten. Bei den Razzien geht es den Behörden natürlich auch um den menschlichen Aspekt. "Wir helfen damit den Ärmsten der Armen", sagt Hillerer. "Die Menschen in den Massenquartieren erzählen uns oft, dass die Zustände bei ihnen zu Hause noch viel katastrophaler sind."

70 Prozent kommen aus Rumänien und nehmen teilweise auch ihre ganze Familie mit zum "Job" nach Österreich. "Wir fragen immer, ob Kinder dabei sind, die vielleicht Hilfe brauchen oder ob die Betroffenen medizinisch versorgt werden müssen", schildert der Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen.

Die 115 Bettler in zehn Tagen, sind laut Hillerer "relativ viele". Deshalb planen die Teams aus Polizei und Magistrat bereits weitere Razzien im Frühjahr. Vor allem um die Osterzeit sind laut Behörden wieder viele Bettler auf den Einkaufsstraßen und den Märkten der Stadt zu finden.

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