Polizisten wurden von Räuber niedergeschossen
Nachdem es auf der Hütteldorfer Straße 146 einen Einbruchsalarm in einem Supermarkt gegeben hatte, sind am Samstagabend bei einem Schußwechsel zwei junge Polizisten schwer verletzt worden, einer von ihnen lebensgefährlich. Der aus Kärnten stammende Beamte (laut KURIER-Informationen Mitte 20 und erst seit einem Monat im Dienst) wurde umgehend im AKH Wien notoperiert.
"Der Kollege ist auf der Intensivstation und derzeit sind die Angehörigen bei ihm", hieß es dazu am Sonntag Vormittag.
Die Umgebung um den Tatort wurde am Abend von der Exekutive großräumig abgesperrt. Gerüchte über einen möglichen zweiten Täter, der im Supermarkt Geiseln genommen haben könnte, bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht. Zwei Angestellte, die zuvor als vermisst gegolten hatten, wurden nach KURIER-Informationen im Supermarkt gefesselt vorgefunden. Ein Kriseninterventionsteam kümmerte sich an Ort und Stelle um die Beamten sowie Angehörige.
Der Tathergang
Der mit einer Pistole bewaffnete Bosnier dürfte sich bei Geschäftsschluss um 18.00 Uhr bewusst einschließen haben lassen - wobei es ihm gelang, sich vor den Angestellten verborgen zu halten.
Als diese den Verkaufsbereich verließen und in die Büro- bzw. Lagerräumlichkeiten wechselten, trat ihnen plötzlich der Täter gegenüber. Wie Polizeisprecher Paul Eidenberger mitteilte, dürfte er zumindest eine Angestellte gefesselt haben. Einem männlichen Angestellten gelang es allerdings, Alarm auszulösen. Kurze Zeit später waren insgesamt drei Funkstreifen zur Stelle.
Nachdem sich die Beamten Zutritt in die Filiale verschafft hatten, klopften sie an der verschlossenen Büro-Tür, wie Eidenberger darlegte. In dieser für ihn brenzligen Situation machte der 50-Jährige von seiner Schusswaffe (mit Schalldämpfer) Gebrauch. Ein Projektil traf einen Beamten im Kopf, ein weiterer wurde im Hüft- bzw. Oberschenkelbereich getroffen.
Zweiter Schusswechsel
Anschließend versuchte der Räuber über ein Stiegenhaus im Supermarkt-Lager in das Innere des Hauses zu flüchten. Er schaffte es auch, sich zunächst zu verstecken. Mittlerweile war allerdings die WEGA zur Stelle, und Beamte der Sondereinheit spürten den 50-Jährigen auf. Der Mann gab aber nicht klein bei. Wie Eidenberger berichtete, eröffnete er neuerlich wortlos das Feuer, das die WEGA-Polizisten erwiderten. Der 50-Jährige brach auf einem Vordach von mehreren Projektilen tödlich getroffen zusammen.
Bei der zweiten Schießerei wurden keine Polizisten verletzt. Auch die schwer geschockten Supermarkt-Angestellten blieben körperlich unversehrt, sind aber geschockt.
2015: Rund 2000 Polizisten im Dienst verletzt
Laut einer Statistik des Innenministeriums, die im April veröffentlich wurde, sind im Jahr 2015 österreichweit insgesamt 1.983 Polizisten während ihrer Dienstzeit verletzt worden. 992 Beamten trugen dies durch Fremdeinwirkung davon, dabei wurde der Großteil - 898 Beamten - leicht verletzt. 2014 wurden insgesamt 1.980 im Dienst verletzt, 975 durch Fremdeinwirkung.
Gestiegen ist die Zahl jener Beamten, die Betreuungsmaßnahmen des Psychologischen Dienstes und des internen Betreuungsmodells "Peer-Support" (Betreuung durch geschulte Kollegen nach belastenden Ereignissen, Anm.) in Anspruch nahmen. Waren es 2014 österreichweit 511 Beamten gewesen, stieg diese Zahl im Vorjahr auf 689 Polizisten. Im Jahr 2016 nahmen bis Mitte März 53 Polizeibeamte derartige Hilfe an.
Abgefragt wurden auch Suizide unter Polizisten. So begingen 2015 insgesamt zehn Männer und eine Frau Selbstmord. 2014 gab es neun Suizide unter Polizisten. Bis Anfang März 2016 brachte sich ein Polizist in Wien um.
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Der Schusswaffengebrauch ist für Polizisten immer eine Gratwanderung. Er gilt als letztes Mittel, Randalierer oder Gewalttäter zu stoppen. Nachfolgend eine Auflistung derartiger Einsätze mit tödlichem Ausgang. Häufig wurden die Beamten selbst durch Waffen bedroht.
2. Juli 2016: Bei einem Supermarktüberfall in Wien-Penzing wird stiller Alarm ausgelöst. Die eintreffenden Besatzungen dreier Funkstreifen werden von dem Räuber beschossen. Ein Polizist wird dabei lebensgefährlich, ein weiterer schwer und eine Beamtin vermutlich durch einen Sturz leicht verletzt. Der 50-jährige Bosnier flüchtet, wird aber in der Nähe von der Sondereinheit WEGA gestellt. Bei einem neuerlichen Schusswechsel wird der Mann tödlich getroffen.
3. Juli 2014: Ein 21-Jähriger flüchtet nach einem gescheiterten Tankstellenüberfall in Wiener Neustadt in Niederösterreich in einem Auto vom Tatort. Der Mann wird in Neunkirchen von der Polizei gestoppt und bedroht die Beamten mit einer Waffe - wie sich später herausstellt eine Softgun. Die Polizisten eröffnen das Feuer und der junge Mann wird neunmal getroffen, davon dreimal tödlich. Die Staatsanwaltschaft entscheidet elf Monate später, dass der Schusswaffengebrauch gerechtfertigt war und erhebt keine Anklage.
7. Juni 2013: Ein tobender Mann attackiert in einem engen Stiegenhaus in Liesing acht Angehörige der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) mit einem Messer. Vier der Polizisten geben insgesamt 20 Schüsse ab. Das Verfahren gegen die Beamten wird ein Jahr später eingestellt.
28. April 2010: Ein 84-jähriger Mann in Laakirchen (Bezirk Gmunden) bedroht in den Nachtstunden einen Zeitungsausträger, der in seiner Hauseinfahrt stehen bleibt, mit einer Pistole. Der Autofahrer flüchtet zur Polizei, die den Senior aufsucht. Nachdem der Mann sich auch nach einem Warnschuss weigert, die Pistole fallen zu lassen, eröffnen die Streifenbeamten das Feuer. Ein Schuss trifft den 84-Jährigen in die Brust.
31. Dezember 2009: Nach einem Überfall auf ein Wettcafe bei Graz wird der Räuber während der Verfolgungsjagd von zwei Projektilen in den Bauch getroffen. Der 38-Jährige durchbricht mit seinem Pkw zuvor mehrere Polizeisperren, in Weitendorf stoppt ein Schuss in den Reifen seine Weiterfahrt. Der Mann steigt aus und eröffnet das Feuer - zwei Polizisten geben daraufhin vier Schüsse ab. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass der 38-Jährige nur mit einer Gaspistole bewaffnet war. Der Verletzte stirbt im Spital an inneren Blutungen.
22. November 2009: Ein Polizist tötet in einer Notwehrsituation einen Lebensmüden in Wien-Favoriten. Der 31-Jährige hat eine täuschend echt aussehende Gaspistole auf den Beamten gerichtet, dieser schießt und trifft den Mann zweimal.
5. August 2009: Bei einem Einbruch in einen Merkur-Markt in Krems a.d. Donau wird ein 14-jähriger Jugendlicher von der Polizei erschossen, sein zum damaligen Zeitpunkt 16-jähriger Komplize schwer verletzt. In der Folge wird über die Rechtmäßigkeit des Schusswaffengebrauchs heftig diskutiert. Ein Beamter wird rechtskräftig zu acht Monaten bedingter Haft wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen verurteilt.
8. August 2008: Ein Polizist erschießt gegen 4.00 Uhr in Wetzelsdorf (Bezirk Korneuburg) einen Motorraddieb. Der 46-Jährige wollte bei einem Anhalteversuch davonrasen.
19. April 2008: Auf einem Parkplatz der Wiener Außenring-Schnellstraße (S1) in Schwechat kommt bei einem Schusswechsel ein als Polizist getarnter Rumäne durch das Projektil einer Dienstwaffe eines Beamten in Zivil ums Leben. Laut Polizei war der Flüchtende, der gemeinsam mit zwei Komplizen mehrere Überfälle begangen haben soll, auf die Beamten losgefahren. Die Anklagebehörde kommt zu dem Schluss, dass die Schussabgabe durch die Polizisten gerechtfertigt war.
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