Trommelfellriss nach Amtshandlung am Praterstern

Franz G.: „Als ich verletzt dalag, wussten sie nicht weiter“
Zuerst ist der Verletzte angeklagt, der einem Polizisten Abschürfungen zugefügt haben soll. Richterin hat Zweifel.

Ein 42-jähriger Wiener "mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn" (Verteidiger) wird am Praterstern von Polizeibeamten kontrolliert und fragt einen Beamten nach dessen Dienstnummer. Mehr hat Franz G. – folgt man seinen Angaben – nicht gebraucht, schon habe er eine Faust im Gesicht gehabt.

Am Ende der Amtshandlung rinnt ihm Eiter aus dem linken Ohr, das Trommelfell ist perforiert, er hat eine Gehirnerschütterung und geht damit ins Spital, das Anzeige erstattet. Auf der Anklagebank sitzt am Mittwoch aber vorerst – Franz G. Der Invalidenpensionist soll sich am 19. Jänner seiner Festnahme widersetzt und einem Beamten Abschürfungen sowie Blutergüsse an den Schienbeinen zugefügt haben. "Wie soll ich das gemacht haben?", fragt der Angeklagte den Beamten: "Habe ich Ihnen die Uniformhose hinaufgeschoben?"

G. bietet eine andere Erklärung an: Man habe ihn unsanft zu Boden gebracht und getreten, dann habe ein Beamter bemerkt, dass er verletzt sei: "Was machen wir jetzt?" Daraufhin habe der andere Beamte erklärt: "Das hamma gleich" und sich mit Handschellen selbst beide Beine zerkratzt. Dann hätten sich die Polizisten abgeklatscht und vereinbart: "So, den zeigen wir jetzt an."

Voluminös

In der Anzeige stand dann, der Invalidenpensionist habe seinen "voluminösen" Körper gegen sie eingesetzt und um sich getreten. Und woher hat der Angeklagte seine Verletzungen? Der angeblich verwundete Polizist behauptet im Zeugenstand, diese könnten keinesfalls "aus unserer Amtshandlung herrühren."

Richterin Minou Aigner interessiert sich für den Grund der Amtshandlung. Man fand bei Franz G. eine Schreckschusspistole, obwohl ein Waffenverbot gegen ihn besteht. Diese habe er sich zugelegt, als er voriges Jahr überfallen worden und eine Eisenstange über den Kopf bekommen habe, erzählt G. Er gibt auch zu, dass er sich im Zuge des Polizeieinsatzes aufgeregt habe. Getreten will er aber niemanden haben. Die Richterin scheint geneigt, ihm zu glauben. Vor dem in der Luft liegenden Freispruch will sie aber noch die anderen Polizisten als Zeugen hören und vertagt.

Der Grüne Peter Pilz, der den Fall beobachtet, sagt zum KURIER: "Die Justiz nimmt solche Fälle jetzt ernst. Die Polizei kann sich nicht darauf verlassen, dass die Justiz blind zu ihr hält."

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