Von Griechenland bis Stinatz
Als Thomas Stipsits das Restaurant mit den weißen Wänden und den blauen Stühlen in der Gonzagagasse 3 betritt, wird der Kabarettist von Wirt Jerry mit strahlenden Augen und ausgestreckten Armen empfangen. "Wie schön, dich wieder zu sehen", sagt Jerry und holt eine Flasche Ouzo aus der Küche. "Ein kleiner Schluck zur Begrüßung, ja?"
Jerry heißt eigentlich Cahit Yildirim. Seine Freunde nennen ihn aber auch Dr. Ouzo. Mit 18 Jahren kam er von Griechenland nach Wien. Dass er in die Gastronomie wollte, wusste er schon immer. Eine Zeit lang arbeitete er im Hotel Intercontinental. Aber eigentlich wollte er lieber sein eigenes Lokal. Eines, wie bei ihm daheim, in dem die Wiener selbst bei –10 Grad und Schneesturm Urlaubsstimmung tanken konnten. Das erste Lokal eröffnete Jerry 1999 in der Thaliastraße. Mittlerweile führt er mit seinen zwei Brüdern vier Restaurants in Wien. Ob weitere folgen? "Oh, wer weiß das schon. Möglich ist alles."
Nur kein Stress
Schuld an der Griechenland-Liebe ist übrigens irgendwie auch Stipsitis’ ehemaliger Maturavorsitzender. Der hat ihn in Religion durchfliegen lassen. Die große Maturareise mit seinen glücklichen Klassenkollegen war keine Option mehr. Also ging Stipsits ins Reisebüro und suchte nach Alternativen. "Ich könnte Ihnen Karpathos anbieten." – "Sind dort Maturanten?" –"Nein, nur alte Leute und Liebespaare." – "Das nehm’ ich."
Und so lernte er auf seiner Doch-Nicht-Maturareise Einheimische kennen, die heute fast so etwas wie Familie sind. Ähnlich wie auch Jerry in den vielen Jahren, die Stipsits seine Lokale schon besucht, zu einem guten Freund geworden ist. Gut, natürlich besucht er das Lokal auch wegen der Lamm-Spieße, der Gebackenen Melanzani oder des Knoblauch-Pürees. Aber eigentlich ist es Jerrys herzliche Art, die ihn zum Stammgast gemacht hat. Und so war es für Stipsits selbstverständlich, dass er nach der Geburt seines Sohnes Emil vergangenen Sommer zum Feiern ins Retsina fuhr. Und für Jerry war es selbstverständlich, dass sie nach der Sperrstunde noch weiter feierten.
Gemischtes Doppel
Zum Schreiben fährt Stipsits meistens nach Hause in Burgenland. Das Einzige, was Stipsits zu seinem Glück im Burgenland fehlt, ist ein Freibad in Stinatz. Dabei hat er in seinem zweiten Programm "Erbarmungslos" sogar eine Hymne auf das mögliche Stinatzer Bad geschrieben, inklusive konkreten Realisierungswünschen wie einem "Kinderbecken mit Pissoir". In Ulli Bär und Willi Ganster hat Stipsits nun sogar zwei Mitstreiter gefunden. Unter dem Titel "Von Danzer bis Stinatz" touren sie durch Ostösterreich. Vielleicht finden sie irgendwo doch Freibad-Anhänger. Und wenn nicht heute, dann vielleicht nächstes Monat. Oder sonst spätestens nächstes Jahr.
"Ein Schluck Ouzo geht noch, ja?"
Griechische Küche - Tipps
Weitere Adressen für jene, die Lust auf ein bisschen Urlaubsstimmung in Wien haben.
Retsina: Drei weitere Lokale von C. Yildirim: In der Linzer Straße 237a (14. Bezirk), in der Thaliastraße 132 (16. Bezirk ) und in der Hernalser Hauptstraße 68 (17. Bezirk).
Restaurant Artemis: 1., Griechengasse 3
Restaurant Sokrates: 4., Wiedner Hauptstraße 7b
Restaurant Akropolis: 21., Prager Straße 14
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