Sieben Jahre Haft für Pink-Panther-Räuber

Wiener Straflandesgericht
26-Jähriger an zwei Überfällen auf Wiener Juweliere beteiligt - Urteil rechtskräftig.

Im Wiener Straflandesgericht ist am Montag ein Mitglied der berüchtigten Pink-Panther-Bande zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Nemanja V. (26) war im Spätsommer 2011 an zwei filmreifen Überfällen auf Juwelier-Geschäfte in der Bundeshauptstadt beteiligt, bei denen die Räuber Schmuck und Uhren im Wert von insgesamt 125.700 Euro erbeutet hatten.

Unter der Bezeichnung Pink Panther firmiert eine von Serbien aus operierende Täter-Gruppe, der europaweit mindestens 140 Coups zugeschrieben werden. Die Bande ist auf Juwelier-Überfälle spezialisiert, wobei sie sich auf hochpreisige Markenuhren sowie edle Schmuckstücke konzentriert. Eigen ist den Kriminellen eine hoch professionelle Planung sowie ein besonders rasches und zielgerichtetes Vorgehen bei ihren Verbrechen, wobei sie vor Gewalttätigkeiten nicht zurückschrecken.

Nemanja V. soll jenem Teil der Bande angehört haben, der in der westserbischen, unweit der Grenze zu Bosnien-Herzegowina gelegenen Stadt Uzice beheimatet ist. Obwohl es sich bei ihm um einen Diplomingenieur für Bauwesen handelt, stieg er im Jahr 2011 bei den Pink Panthern ein: Sein monatliches Salär von umgerechnet 1.400 Euro erschien ihm zum Bestreiten seines Lebensunterhalts nicht ausreichend.

Gemeinsam mit zwei Komplizen gelangte er am 28. August 2011 in einem roten VW Golf über Ungarn nach Wien. Sie bezogen eine Wohnung im neunten Wiener Gemeindebezirk, wo sie laut Anklage von drei bereits erfahrenen Banden-Mitgliedern erwartet und instruiert wurden.

Nachdem man ein Motorrad gestohlen und dieses unmittelbar neben einem Juwelier in der Hernalser Hauptstraße positioniert hatte, um rasch flüchten zu können, überfielen Nemanja V. und seine beiden Reisebegleiter am 1. September das Geschäft. Der Inhaber, der zuvor bereits mehrfach ausgeraubt worden war, versuchte zu flüchten, worauf ihn zwei Täter verfolgten und mit dem Knauf einer Spielzeugpistole zu Boden schlugen. Der Dritte raffte währenddessen aus Vitrinen Schmuck und Uhren zusammen.

Ihnen war allerdings entgangen, dass im Hinterzimmer ein Angestellter anwesend war, der die Hilferufe seines Chefs vernahm und herbeieilte. Überstürzt verließ das Trio den Tatort. Während Nemanja V. mit einem Komplizen per Motorrad das Weite suchte, versuchte der Dritte zu Fuß zu entkommen. Da ihn der Angestellte verfolgte, warf der Räuber die schwere Tasche weg, in welcher er den Großteil der Beute verstaut hatte. Schließlich sprang der Kriminelle in ein Taxi und konnte sich so mit Schmuckstücken im Wert von 30.600 Euro, die ihm noch verblieben waren, absetzen.

Gleich sechs maskierte und teilweise bewaffnete Räuber traten am 7. September 2011 beim Überfall auf einen Juwelier am Julius-Tandler-Platz in Erscheinung. Zwei standen Schmiere, vier stürmten ins Innere, wobei Nemanja V. laut Anklage einen weißen Sturzhelm trug. Die anderen drei waren mit Sturmhauben maskiert. Mit einer Axt wurden die Glasvitrinen eingeschlagen, in denen sich die besonders teuren Uhren befanden. Die Verkäuferinnen wurden mit täuschend echt aussehenden Spielzeugpistolen bedroht.

Der Überfall, bei dem sich die Täter 38 Chronometer der Marke Breitling und 16 der Marke Zenith im Wert von insgesamt 95.100 Euro aneigneten, dauerte exakt 45 Sekunden. Mit zwei wiederum im Vorfeld gestohlenen und in der Nähe abgestellten Motorrädern sowie einem dem rechtmäßigen Besitzer entwendeten Auto gelang den Männern die Flucht.

Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden reiste Nemanja V. noch am selbem Abend mit denselben zwei Personen, mit denen er gekommen war, mit dem roten VW Golf zurück nach Serbien. Er konnte allerdings 2012 festgenommen worden, nachdem andere Pink-Panther-Mitglieder in der Bundeshauptstadt einen weiteren Überfall verübt hatten, von der Polizei verfolgt und in einer Wohnung in der Liechtensteinstraße festgenommen wurden. Beim Zugriff war auch Nemanja V. anwesend, für den wegen dringenden Tatverdachts ebenfalls die Handschellen klickten.

Mittels eines DNA-Gutachtens konnte ihm in weiterer Folge der Überfall vom 1. September 2011 nachgewiesen werden - auf dem Motorrad, in dem er davongebraust war, fanden sich Abriebspuren, die eindeutig ihm zuzurechnen waren. Im zweiten Fall überführten ihn die Bilder aus einer Überwachungskamera sowie eine Zeugin, die ihn wiedererkannte.

Die siebenjährige Haftstrafe ist bereits rechtskräftig. Verteidiger Christian Werner war mit dem Urteil einverstanden. Die übrigen, an den beiden Überfällen beteiligten Pink Panther sind in separaten Verfahren bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Einige sind noch flüchtig.

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