Polizei-Offensive gegen Drogenlenker

Seit kurzer Zeit ist bei jedem Planquadrat ein Amtsarzt dabei. So können Verdächtige schnell zum Test auf das Wachzimmer gebracht werden.
Immer häufiger stehen Lenker unter Suchtmittel-Einfluss. Beamte werden speziell geschult.

In der Nacht vom 14. auf den 15. März gab es für die Polizei bei einem Planquadrat in Wien-Meidling eine Premiere: Erstmals wurden bei Kontrollen mehr Drogen- als Alkolenker angezeigt.

Von 108 kontrollierten Lenkern waren 14 im Drogenrausch, bei fünf Autofahrer verlief der Alkotest positiv. Es kam zu 14 Führerscheinabnahmen, da fünf Autofahrer sowohl unter dem Einfluss von Drogen als auch Alkohol gestanden waren.

Für Oberst Josef Binder, stellvertretender Leiter der Wiener Verkehrsabteilung, sind Drogendelikte hinter dem Steuer alles andere als selten: "Die Szene konzentriert sich natürlich auf Wien und das Umland, etwa bis in den Bezirk Wiener Neustadt."

Mehr Drogenlenker

Die Altersgruppen sind so bunt gemischt wie die Drogen-Palette. "Wir hatten schon sehr junge Drogenlenker, aber auch Personen über 40 sind nicht wirklich eine Besonderheit."

Lenker konsumieren in der Regel quer durch den Drogen-Dschungel. Cannabis und Kokain sind jedoch stärker vertreten als Heroin oder synthetische Drogen. 2014 stieg die Zahl der unter Drogeneinfluss stehenden Autofahrer an (siehe Grafik). Wobei Männer mit 70 Prozent klar die größere Gruppe darstellen.

Polizei-Offensive gegen Drogenlenker

Binder lässt keine Zweifel offen: "Bestätigen sich die bei der Verkehrskontrolle gewonnenen Verdachtsmomente bei der amtsärztlichen Untersuchung, wird die Lenkberechtigung abgenommen. Danach muss der Proband sechs Monate lang in periodischen Abständen Harn-Tests sowie ein fachärztliches psychologisches Gutachten vorlegen."

Schwere Unfälle

Für Wilhelm Saurma, Wiens obersten Amtsarzt, zeigen Unfälle im Drogenrausch oftmals eine besondere Schwere: "Die Reaktionsfähigkeit der Lenker leidet enorm. Natürlich kommt es auf den Grad des Konsums an. Aber die Interpretationsfähigkeit der Fahrsituation ist in jedem Fall massiv gemindert. Hinzu kommt eine gewisse aphrodisierende Wirkung."

Führt die Polizei in Wien aktuell Verkehrsschwerpunkte durch, ist bei Planquadraten neuerdings immer ein Amtsarzt dabei. "Der fährt mit dem mutmaßlichen Drogen-Konsumenten auf die Polizei-Inspektion und nimmt Blut ab. Auch Reaktionstests werden durchgeführt", erklärt Saumra. Verdächtige, die Blutabnahmen verweigern, gelten automatisch als beeinträchtigt und haben mit den gleichen Konsequenzen wie bei einer Alkohol-Beeinträchtigung zu rechnen.

Schulungsoffensive

Um verstärkt Suchtgift-Lenker bei den Kontrollen herauszufiltern, startete die Exekutive eine Schulungsoffensive des Personals. "Aussprache, Ausdrucksfähigkeit, Reaktion und der unmittelbare Habitus der Verdächtigen stehen dabei im Fokus. Das Drogen-Check-Formular umfasst vier Seiten", weiß Binder.

Polizei-Offensive gegen Drogenlenker
ABD0040_20150128 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.) Polizeipräsident Gerhard Pürstl und der stellvertretende Leiter der Landesverkehrsabteilung Oberst Josef Binder am Mittwoch, 28. Jänner 2015, anl. einer PK der Landespolizeidirektion Wien "Wiener Akademikerball" in der Landespolizeidirektion Wien. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER

Trotz aller Bemühungen können nur dichte Kontroll-Maßnahmen beeinträchtigte Alko- und Drogenlenker aus dem Verkehr ziehen. Oberst Binder kündigt zumindest für Wien eine merkbar intensivere Überwachung an: "Mit 1. April bekommen wir in der Verkehrsabteilung 29 zusätzliche Kollegen dazu. Alle werden natürlich auch auf die wachsende Drogenproblematik eingeschult."

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