Kirchen-Schenkung: "Das ist Enteignung"

Demo gegen Kirchen-Schenkung
Gläubige protestierten gegen den Plan der Diözese, die Pfarren fusionieren und ihre Kirche hergeben will.

Gebete, Lieder, Transparente. Rund hundert Gläubige der Pfarre Neulerchenfeld postieren sich Samstagnachmittag neben dem Stephansdom. Sie sind heute als Gläubige, aber auch als Protestierende hier. „Wir verlassen unsere Kirche nicht!“, rufen sie.

Nicht große, kirchenpolitische Fragen wie jene nach der Aufhebung des Zölibats treiben sie an, sondern ein überschaubares Vorhaben der Erzdiözese Wien: Im Herbst sollen die Pfarren Neulerchenfeld und Maria Namen fusionieren. Das Gotteshaus in Ottakring bekommt damit einen neuen Besitzer – die serbisch-orthodoxe Kirche, die in Wien unter Platznot leidet.

„Kirchenaustritte“

Mittendrin in der betenden Menschentraube steht ein besonnener und gläubiger Mann. Gerd Grün, 70, sieht aber rot, wenn man ihn auf die Verschenkung anspricht: „Das ist eine Enteignung.“ Und er hebt den Zeigefinger: „Es wird sicher Kirchenaustritte geben.“

So wie Grün denken viele hier. Die Pfarre habe Tradition. 800 Besucher würden der polnischen Messe lauschen, der deutschen rund ein Zehntel davon. Der Super-GAU, die Auflösung der Pfarre, sei für Ende August geplant, glaubt Grün.

Der etwas andere Aufruf zum „Ungehorsam“ ist der vorläufige Schlusspunkt in einem langen Streit, der auch das Oberste Gericht der „Apostolischen Signatur“, also des Vatikans, beschäftigte. Die Kirchenrechtler erteilten laut Erzdiözese ihren Sanktus.

Grün und seine Mitstreiter wandten sich auch an Papst Benedikt XVI. Eine Antwort auf ihre Bittbriefe blieb freilich bisher aus.

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