Vegan aus Liebe zum "sexy Schwein"
Das Lokal in der Schottenfeldgasse ist zum Bersten voll. Ein Tablett nach dem anderen verlässt die Küche. Hungrige Gäste drängen sich vor der Theke. Dahinter steht Karl "Charly" Schillinger, Besitzer des ersten rein veganen Burger-Restaurants "Swing Kitchen" in Wien.
"Schön waren alle drei Schweine", erzählt der Gastronom im Rückblick. Sein Blick ist verklärt. "Da gab es die bezaubernde Gini, Jaisy und Brigitte – das war so ein richtiges sexy Schwein."
"Sogar der Pfarrer hat damals gesagt, das ist Blasphemie!"
Für seine neuen Haustiere war Schillinger nichts zu teuer, die Palette reichte vom Bürstenzimmer hin zum 2000 Quadratmeter großen Auslauf. Das rief Kritiker auf den Plan. "Ich war schnell der Spinner im Dorf", sagt Schillinger. "Sogar der Pfarrer hat damals gesagt, das ist Blasphemie!" Heute lacht er darüber.
Wegen seiner Frau kehrte er ins Weinviertel zurück, wo das Paar damit begann, mit Fleischersatz zu experimentieren. Dass sie anfangs belächelt wurden, nahm Schillinger gelassen. "Wir waren Pioniere, und als Pionier wird man immer schief angeschaut." Sein Durchhaltevermögen machte sich bezahlt, schon bald pilgerten viele Wiener nach Großmugl – mit 1877 Einwohnern eine untypische Gegend für ein veganes Lokal.
Neuer Standort
Im Vorjahr war Schillinger für eine Kooperation mit dem Fast-Food-Riesen McDonald’s im Gespräch. "Es gab einen Wettbewerb für vegane Burger, den wir gewonnen haben", verrät er. "Momentan sind die Verhandlungen aber auf Eis gelegt."
Schillinger hat Glück: Wien zählt laut Vegan Society London zu den Vegan-Hochburgen Europas. Dabei sind zwei Drittel seiner Gäste eigentlich Fleischesser. Bekehren wolle er aber niemanden. "Das geht immer nach hinten los. Jeder der missioniert, kriegt ganz schnell eine auf den Deckel."
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