Fußballfans überfielen Wiener Nobel-Juweliere
Der Polizei ist ein schwerer Schlag gegen die Organisierte Kriminalität am Balkan gelungen. Innerhalb weniger Wochen wurden gleich drei Gruppierungen zerschlagen. Geklärt wurden unter anderem vier Überfälle auf Wiener Nobel-Juweliere, darüber hinaus wurden mehr als 200 Kilogramm Suchtgift sichergestellt.
Besonders spektakulär ging offenbar der Fanclub "Alcatraz" des serbischen Fußballspitzenclubs Partisan Belgrad vor. "Sie haben so ziemlich alles gemacht", erklärt Ernst Geiger vom Bundeskriminalamt. Darunter fielen Überfälle auf die Wiener Nobeljuweliere Arnold, Ellert und Schwöt im vergangenen Jahr sowie ein Raub auf einen weiteren Juwelenhändler in der Favoritenstraße. Dazu überfielen sie laut Bundeskriminalamt fünf Postämter in der Bundeshauptstadt, brachen in sieben Wohnungen in Oberösterreich ein und schmuggelten ein halbes Kilo Heroin sowie einige tausend Stangen Zigaretten nach Österreich.
Mittlerweile sind 45 Mitglieder des Fanclubs in Haft, sie dürften Millionen in halb Europa erbeutet haben. "Die Beute wurde auch für die Reisekosten des Fanclubs zu Auswärtsspielen verwendet", sagt Geiger.
Wobei die Gruppe auf ein so genanntes Residentennetz in Österreich zurückgreifen konnte. Diese kundschaften Tatorte aus, bieten Quartiere und statten die Banden aus dem Balkan mit Waffen aus. In diesem Fall zeigten sie den Kriminalitäts-Touristen sogar genau den Tatort. "Diese Residenten sind in Österreich stark verwurzelt. Es gibt sehr viele, meistens sind es Gastwirte", erklärt Geiger.
Drogenversteck in Werkstatt
Seit Österreich das Projekt "Kampf gegen die Organisierte Kriminalität am Westbalkan“ gestartet hat, arbeiten die Polizeibehörden nun weitaus besser zusammen. 12 derartige Operationen wurden seit dem Vorjahr gestartet, drei sind nun abgeschlossen. Vor einigen Wochen wurden bei der Operation "Mekaniku" 110 Kilogramm Marihuana, die für Wien bestimmt waren, in einer Werkstätte in Scharndorf (NÖ) sichergestellt. Drei Kosovaren sowie ein Serbe wurden festgenommen.
"Die Drogen waren vakuumverpackt", berichtet Dieter Csefan vom Bundeskriminalamt. Nicht einmal Spürhunde hätten das Versteck erschnüffelt. Durch ausgiebige Ermittlungen und Telefonüberwachungen kam die Polizei ihnen trotzdem auf die Spur. In Pristina (Kosovo) wurden kürzlich weitere 110 Kilogramm Cannabiskraut sichergestellt. Die Drogen wurden in Anhängern deponiert, auf diesen alte Autos in die EU transportiert.
Rocker in Haft
Im dritten Fall zerschlugen die Fahnder eine bosnische Bande, an deren Spitze ein 40-jähriges Mitglied der Motorrad-Rockerbande Hells Angels stand. Elf Kilo Marihuana und 2,5 Kilo Heroin wurden in Bosnien sichergestellt, zwei Kalaschnikows an der österreichischen Grenze. "Die Maschinenpistolen waren für die Rocker-Bandenkriege in Schweden bestimmt", erklärt Csefan.
Geiger betonte gegenüber dem KURIER die Wichtigkeit dieser Operationen: "Dabei können wir diese Tätergruppen in deren Heimatländern ausschalten. Dort wird die Organisation zerstört und das Vermögen eingezogen. Und der Großteil unserer Straftäter kommt eben vom Westbalkan."
Österreich verhandelt derzeit mit der EU, dass diese grenzüberschreitende Polizeiaktion ab 2015 auch auf die ehemaligen sowjetischen Staaten ausgeweitet wird. Die 12 Operationen am Balkan kosteten bisher lediglich rund eine halbe Million Euro.
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