Für den Ernstfall richtig ausgebildet

Für den Ernstfall richtig ausgebildet
60 KURIER-Leser wurden erfolgreich auf Defibrillatoren eingeschult.

Der Verein "Puls", das Rote Kreuz und der KURIER machen die Stadt sicherer: 60 Leser absolvierten in der ersten Wochenhälfte die zweistündige Gratis-Ausbildung zu den Themen Herzdruckmassage und Defibrillator-Einsatz. Jeden Tag könnten in Österreich durch richtige Wiederbelebungsmaßnahmen fünf Menschenleben gerettet werden.

"Ich war jahrzehntelang Krankenschwester. Trotzdem hätte ich bei einem Notfall Berührungsangst. Meine aktive Zeit ist schon lange her und ich befürchte, dass ich etwas falsch machen könnte", spricht Gertrude Martinkowitsch aus, was ein Großteil der Bevölkerung denkt.

Für Walter Kiendl, pensionierter technischer Angestellter gilt ähnliches: "Ich hab’ noch das System mit drei Mal Herz drücken und einmal Mund-zu-Mund-Beatmung gelernt. Da bin ich nicht am letzten Stand. Ziel ist es, sicher zu werden und im Notfall effizient helfen zu können." Herr Kiedl lebt in einem Pensionistenheim und blickt der Realität ins Auge: "Mit zunehmendem Alter steigen die gesundheitlichen Probleme. Dieser Kurs rettet Leben."

Paarweise wurden die Teilnehmer von Ausbildern der Vereine "Puls" und "Die Helfer Wiens" an Puppen eingeschult. Konzentration und Motivation waren hoch.

Wolfgang Kastel, Geschäftsführer und akademischer Katastrophen-Manager bringt den Sinn der Aktion auf den Punkt: "Grundsätzlich können Ersthelfer nichts falsch machen. Die Regel lautet; falls keine normale Atmung feststellbar ist, 30 kräftige Herzdruckmassagen und dann zwei Beatmungen durchführen. Wenn notwendig wiederholen. Sind zwei Helfer zur Stelle, sollte sich der zweite um einen Defibrillator kümmern."

Aber auch wenn keine zweite Person zur Verfügung steht, gilt eine weiter Faustregel: Sofort die Rettung (144) alarmieren. Bereits während die Mediziner zum Unglücksort fahren, gibt der Profi in der Rettungsleitstelle Anweisungen zur Erstversorgung. Denn durch Nervosität kann das Erlernte in Extremfällen vergessen werden. "Unsere Mitarbeiter sind so gut ausgebildet, dass sie verschiedene Handy-Fabrikate kennen. Denn ist nur ein Helfer vor Ort, muss auf den Freisprech-Knopf gedrückt werden, damit man die Infos aus der Leitstelle auch verstehen kann. In der Hektik finden viele die Freisprech-Taste nicht."

Mit diesen lebensrettenden Schritten wurden die 60 KURIER-Leser bei den Kursen konfrontiert. Zusätzlich wurden sie auf Defibrillatoren geschult. Tenor: "Jetzt trauen wir uns, zu helfen, die Angst ist geringer. Aber hoffentlich kommt es nie zum Ernstfall."

Defibrillatoren sind am effizientesten, wenn sie im öffentlichen Raum zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund rüstete Jürgen Schmidt, Chef einer Hausbetreuungsfirma seine 23 Fahrzeuge, die täglich im Wiener Stadtgebiet unterwegs sind, im Sommer 2013 mit Defibrillatoren aus.

„Alle Mitarbeiter haben einen Kurs absolviert indem sie nicht nur Erste-Hilfe-Maßnahmen erlernten, sondern auch den Umgang mit Defis. Im Ernstfall können meine Mitarbeiter seriös helfen“, erklärt Schmidt. Zusätzlich sind die 23 Fahrzeuge mit dem grünen Defibrillator-Piktogramm markiert.

„Damit wird Wien sicherer gemacht“Zum Einsatz kamen die Geräte noch nicht. „Eigentlich zum Glück. In Österreich sterben aber jedes Jahr Tausende Menschen an plötzlichem Herztod. Wird es ernst, und wir sind in der Nähe, können wir Leben retten. Man kann nie wissen, wo und wann ein Ernstfall eintritt“, weiß der Wiener Unternehmer. Schmidt begrüßt die KURIER-Aktion: „Damit wird Wien sicherer gemacht. Genau den selben Zugang hatten auch wir, als unsere Autos mit Defis versehen wurden.“

Harry Kopietz, Wiener Landtagspräsident und Galionsfigur des Vereines „Puls“, will Defibrillatoren verstärkt in Wien einsetzten. Wir versuchen Firmenchefs zu überzeugen und bieten auch Schulungskurse für die Unternehmen an. Kopietz denkt schon einen Schritt weiter: „Auch in der Gastronomie sollten verstärkt Defis zur Verfügung stehen.“

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