Freiwilligenarbeit: Die neuen Vereinsmeier

Ob Lernhilfe, Unterstützung von Flüchtlingen oder das Errichten von Gemeinschaftsgärten – wer sein eigenes Projekt umsetzen möchte, kann sich nun unterstützen lassen
Die VHS-"Akademie der Zivilgesellschaft" bietet Kurse für künftige Vereinschefs an.

"Ohne ehrenamtliches Engagement funktioniert unsere Gesellschaft nicht", sagt der Wiener Landtagspräsident Harry Kopietz (SPÖ). Das habe sich vor allem vergangenen Herbst gezeigt, als syrische Flüchtlinge in großer Zahl am Haupt- und Westbahnhof ankamen. Dank der Hilfe Hunderter Freiwilliger konnten sie mit Essen, Kleidung oder auch ärztlicher Hilfe versorgt werden. Aber Freiwilligenarbeit ist auch abseits der Flüchtlingshilfe notwendig – sei es bei der Lernhilfe oder beim Gemeinschaftsgarten, der das Grätzel zusammenbringt.

Das notwendige Engagement sei unter den Wienern vorhanden. Das glaubt jedenfalls Wolfgang Kastel, Geschäftsführer der Vermittlungsplattform "Die Helfer Wiens". Unter der Rubrik "Freiwillig für Wien" können Privatpersonen, die ihre Zeit für Verfügung stellen möchten, und Organisationen zusammenfinden.

Projektleiter fördern

Trotzdem sehen Verantwortliche Handlungsbedarf – und zwar vor allem auf Organisations- und Funktionärsebene. Die Wiener Volkshochschulen (VHS) starten im April den Lehrgang "Akademie der Zivilgesellschaft".

Denn viele Wiener, erläutert ein Sprecher, hätten zwar gute Ideen, wissen aber nicht, wie sie sie umsetzen sollen oder finden nicht die notwendigen Partner für ihre Projekte. Das soll sich durch den VHS-Lehrgang ändern.

VHS-Geschäftsführer Mario Rieder: "Ziel ist es, von der Projektidee bis zum Aufbau von Projektstrukturen, ein Gesamtpaket anzubieten." Der Kurs besteht aus 16 Modulen, dauert bis Ende Juni und kostet für Privatpersonen 98 Euro, für Studierende 49 Euro (Menschen von Organisationen müssen den Vollpreis von 2667 Euro zahlen). Morgen, Mittwoch, gibt es ab 18 Uhr eine Informationsveranstaltung in der VHS Urania (1., Uraniastraße 1).

Michael Walk, Organisator der Wiener Freiwilligenmesse, plädiert nicht so sehr für die Bildung neuer, kleiner Initiativen. "Es gibt in Österreich bereits 120.000 Vereine. Da bieten sich doch genug Möglichkeiten, um anzudocken.

Freiwilligenarbeit: Die neuen Vereinsmeier
Michael Walk vom Verein Freiwilligenmessen. ZVG für Sonderbeilage 2013
Wir müssen keine Vereingründungs-Initiative starten." Viel eher bräuchte es bei bestehenden Vereinen Koordinatoren, die die Freiwilligen gut betreuen. "Das passiert ja bereits langsam." Wichtig sei es auch, das Image von Vereinen im Allgemeinen rundum zu erneuern. Laut Walk sei vor allem der Nachwuchs das Problem. "Die Funktionäre überaltern zusehends. Es fehlen junge Menschen." Viele schrecken vor der Verantwortung zurück.

Moderner machen

Außerdem würden sie sich von den alten Vereinsstrukturen nicht angesprochen fühlen. "Das beginnt schon bei den Bezeichnungen. Posten wie Schriftführer oder Kassierer locken niemanden aus der Generation ,Social Media’", sagt Walk. "Wir müssen das Bild des Vereins also attraktiver für die nächste Generation machen."

Ein erster Schritt, um ein paar Junge doch für das Thema zu gewinnen: Am 11. und 12. April findet in der WU Wien die Veranstaltung #YoungVolunteers statt.

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