Ein Fall für zwei Vintage-Liebhaber

Gregor Seberg mit den Besitzern Moritz Baier (li.) und Marco Pauer auf der Wendeltreppe, die wie ein Korkenzieher in den Raum hineingedreht werden musste.
TV-Kieberer Gregor Seberg genießt seinen Kaffee gerne im Secondhandladen & Café "Burggasse 24".

Vom Fälle-Lösen kommt Gregor Seberg einfach nicht weg – sei es als leicht cholerischer Kieberer Helmuth Nowak in "SOKO Donau" oder als Superschnüffler Rock Rockenschaub, dessen Ermittlungen ab Februar im Wiener Rabenhof zu verfolgen sein werden. Zwischendurch braucht aber selbst der beste Cop einmal eine Pause. Die gönnt sich der Schauspieler und Kabarettist am liebsten in seinem Heimatbezirk Neubau. Sein neuester Lieblingsrückzugsort: die "Burggasse 24".

Zu Mode kommt Kaffee

Seit knapp zwei Jahren arbeiten Moritz Baier und Marco Pauer in diesem Lokal neben der Ulrichskirche daran, leistbare Vintagekleidung in Wien zu etablieren. ("Das Geheimnis", verrät Moritz Baier, "unsere Kleidung ist gewaschen und händisch sortiert.") Seit Kurzem laden die beiden Schulfreunde im hinteren Bereich des Lokals zusätzlich zu "Curiosity Cola", Gin Tonic oder französischer Birnentarte. Als der KURIER den Schauspieler und viel gebuchten Werbesprecher Gregor Seberg vor dem flackernden Kamin im Hinterzimmer trifft, hat er gerade einen Kaffee bestellt. Obwohl er noch ein bisschen angeschlagen ist. Aber Tee gibt es für ihn sicherlich nicht, am allerwenigsten einen mit Ingwer. "Ich widersetze mich dieser landesweiten Ingwerisition." So krank kann er gar nicht sein. Das einzige Heißgetränk mit drei Buchstaben, das der Teeverweigerer akzeptiert, heißt Rum. Dieser Satz könnte auch aus dem Mund seines Theater-Alter-Egos Rock Rockenschaub stammen, jenem Ottakringer Schnüffler, der in "Das Schwert des Ostens" (kleiner Tipp: Es ist keine Waffe, sondern angewachsen), zwischen türkischen Pornostars und besorgten Bobo-Müttern einen Mörder sucht.

Gesucht haben Moritz Baier und Marco Pauer ebenfalls lange. In ihrem Fall aber die richtigen Möbel für die Wohnzimmer-Atmosphäre. Die rote, samtene Eckcouch haben sie schließlich aus dem Fundus eines frühen Kaffeehauses aus der Steiermark. Die metallene Wendeltreppe stammt eigentlich aus dem Hauptraum; Schleifspuren am Türrahmen erinnern noch an das mühsame "Hineindrehen" der Treppe, die für die Tür viel zu groß war. Und das Highlight, das mitten im Raum steht und das Gregor Seberg am liebsten heimlich mitnehmen würde: eine ehemalige Straßenlaterne. Die hat Moritz Baier einem Altwarenhändler in Strebersdorf abgerungen.

"Abgefuckt"

Das wilde Sammelsurium an nicht zusammenpassenden Gegenständen vermittelt eine "abgefuckte" Gemütlichkeit, die Gregor Seberg gerne zu Hause nachahmen würde – aber nicht hinkriegt. "Und dann komme ich hier herein und denke, scheiße, wieso habe ich nicht daran gedacht?"

Mit ihren Ideen sind Baier und Pauer jedenfalls noch nicht am Ende. Im Frühjahr, wenn übrigens auch wieder Sebergs Arbeit als SOKO-Cop Helmuth Nowak beginnt, wird vor der Kulisse der Ulrichskirche ein Schanigarten entstehen. Und weil Wiener bekanntermaßen große Frühstücker sind, soll außerdem bald eine Frühstückskarte folgen.

Die Kaffeetasse ist mittlerweile leer und Seberg muss zurück zu seinen Proben in den Rabenhof. Auch wenn er sich über seine vielen detektivischen und sonstigen Rollen sehr freut, am liebsten wäre er doch ganz ein anderer Schnüffler. "Wenn ich groß bin", stellt Seberg klar, "werde ich nämlich Naturforscher." Zumindest "Universum"-Filme darf er schon sprechen.

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