Erster Zeuge belastet Aliyev und Mitangeklagten

Der erste Zeuge, Abilmazhen Gilimov (links), aus Kasachstan.
"Wenn du leben willst, gestehe".

Als erster Zeuge im "Aliyev-Prozess" um die Ermordung zweier Bankmanager wurde am Mittwoch ein ehemaliger Kollege der Opfer aus Kasachstan eingeflogen. Der frühere Nurbank-Vorstandsvorsitzende Abilmazhen Gilimov belastete im Wiener Landesgericht den Ex-Botschafter Rakhat Aliyev, der Ende Februar in seiner Zelle erhängt aufgefunden worden war, und dessen mitangeklagten Leibwächter Vadim Koshlyak schwer.

Maschinengewehre

Bevor die beiden Kollegen laut Anklage am 31. Jänner 2007 verschleppt und von Aliyev, Koshlyak sowie dem ebenfalls mitangeklagten Ex-Geheimdienstchef Alnur Mussayev ermordet wurden, soll sich Aliyev kurz zuvor bereits des Zeugen bemächtigt haben. Wie Gilimov nun dem Schwurgericht schilderte, wurde ihm nach einer Sitzung in der Nurbank vorgemacht, er müsste Aliyev auf eine Dienstreise nach Kiew begleiten. In Wahrheit habe man ihn aber in einen Saunakomplex gebracht, wo ihm "Personen mit Maschinengewehren" aufgefallen seien. Aliyev, Hauptaktionär der Nurbank, habe ihm vorgeworfen, an Verwandte begünstigte Kredite vergeben und damit die Bank geschädigt zu haben.

"Er hat das sehr aggressiv vorgetragen. Er hat gleich begonnen zu schreien", erinnerte sich der 46-Jährige, der mittlerweile als Privatunternehmer tätig ist. Er habe die Schuhe ausziehen, sich seines Gürtels entledigen, sein Mobiltelefon und sogar sein Taschentuch abgeben müssen: "Aliyev ordnete Koshlyak auch an, dass er mir Handschellen anlegen soll."

Aggressive Art

Aliyev habe grundsätzlich "eine sehr eigenwillige Art, mit Leuten zu kommunizieren, eine sehr aggressive Art" gehabt. "Als ich Widerspruch einlegen und vom Sofa aufstehen wollte, kam Koshlyak und drückte mich nach unten. Außerdem hatte Aliyev eine Pistole in der Hand, aber ich möchte betonen, er hat die Pistole nicht auf mich gerichtet", setzte Gilimov fort.

"Ich hatte Angst. Ich war zum ersten Mal in einer solchen Situation", betonte der Zeuge. Es habe sich um eine "sehr reale Bedrohung" gehandelt. Aliyev habe ihm zugerufen: "Wenn du leben willst, dann gestehe" und angekündigt: "Ich nehme euch alles weg". Unter diesem Druck überschrieb Gilimov Anteile an der Bank an Aliyevs damalige Ehefrau, die Tochter des kasachischen Machthabers Nursultan Nasarbajew. Nachdem es Gilimov gelungen war, von einem Bewacher sein Handy ausgehändigt zu bekommen und mit seiner Frau zu telefonieren, wurde er nach 24 Stunden wieder freigelassen.

Fortsetzung Donnerstag.

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