Bacardi-Erbin erpresst: 21 Monate für Wiener

Der Angeklagte zu Prozessbeginn am Straflandesgericht Wien.
57-Jähriger tyrannisierte die Millionärin mit Droh-eMails und Anrufen. Er gestand.

Alles war perfekt inszeniert: Leibwächter waren an der Seite von Monika Bacardi, 54, ein PR-Spezialist saß hinter den Journalisten. Im Zeugenstand war das Drehbuch kurz unterbrochen. Die steinreiche Erbin aus dem Rum-Imperium kämpfte mit den Tränen: „Ich bin angeschlagen“, erklärte sie. Sie habe Angst „um meine Tochter und um mich“.

Auslöser dafür ist ein ehemaliger Freund: Raphael A. verkehrte einst in denselben hohen Kreisen, mit Diplomaten, Promis, Unternehmern. Seinen bekannten Familiennamen hat er von seinem Stiefvater, einem genialen Autokonstrukteur. Heute lebt er von 800 Euro monatlich vom AMS und sitzt in U-Haft.

Der Staatsanwalt warf dem 57-Jährigen (Verteidiger: Christian Werner, Martin Mahrer) versuchte schwere Erpressung vor. Er brachte den Sachverhalt mit einem Sprichwort auf den Punkt: „Sie reichte ihm den kleinen Finger, er wollte die ganze Hand.“

Anfangs hatte die Monegassin Mitleid. Sein Hilferuf ereilte die Witwe und Erbin am Jägerball in Kitzbühel im Jahr 2008. Er sei pleite, brauche Geld für eine Zahn-Sanierung. Bacardi sagte: „Ich helfe gerne. Zähne sind wichtig, um gesellschaftsfähig zu sein.“ 36.000 Euro machte sie dafür locker. Später folgten Zahlungen für ein Bar-Projekt, dann Geld für Essen. In Summe waren es 90.000 Euro. Als sie den Geldhahn zudrehte, schlugen die Bitten in Drohungen um. O-Ton aus einer der Sprachnachrichten: „Ich werd’ mich immer melden, und du wist bald Besuch bekommen ... .“

Der 57-Jährige gestand. Er erzählte von seinem Geld- und seinem Alkoholproblem. Im Akt stand noch ein Grund für seine Forderung über weitere 110.000 Euro. Es geht um eine haarsträubenden Geschichte über eine alte Schuld: Denn er habe die 54-Jährige gegen Geld mit Luis Bacardi verkuppelt. „Blödsinn“, nannte das die Erpresste. Im Gerichtssaal war davon keine Rede mehr. Vielmehr habe er die 110.000 Euro benötigt, um eine Verurteilung in Italien – er hatte in Abwesenheit 17 Jahre Haft ausgefasst – juristisch zu bekämpfen. „Für mich ist eine Welt zusammengebrochen.“ Er kam mit 21 Monaten Haft davon, sieben davon unbedingt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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