Medien-Hype um Warschauer Stadtstrand
Leise glucksend taucht das Paddel ins Wasser. Am breiten, feinsandigen Strand tummeln sich zahlreiche Sonnenhungrige. Dahinter beginnt ein idyllischer Wald. Mittelmeer-Feeling mitten in der Stadt: Der Poniatowka-Strand in Warschau zählt laut National Geographic zu den zehn schönsten Stadtstränden weltweit.
Neben Mitgliedern der polnischen Rudernationalmannschaft ziehen neuerdings Kajakfahrer und Stehpaddler auf der Weichsel unter den vielen Brücken durch, immer wieder von rasenden Scootern in ihrem Gleichgewicht bedroht.
"Keine Regeln"
Auch Fähren kreuzen den Fluss. "Nein, Regeln gibt es nicht auf dem Wasser" meint der junge Kajakverleiher, "passen Sie einfach auf, dass Sie mit niemandem zusammenstoßen." Auch wegen des durch Trockenheit sinkenden Wasserstandes müssen die Wassersportler, zu denen auch die Wakeboarder gehören, zunehmend aufpassen. Sicherer scheint da das Yoga-Angebot zwischen Stadion und Strand zu sein, das auf einem Holzplateau stattfindet.
Nach der Wende galt der Weichselbereich lange als Schmuddelkind der aufstrebenden Stadt mit ihren wachsenden Glaspalästen. An seinem Ufer standen Angler älteren Jahrgangs, in den Schiffchen am Kai wurden dubiose Übernachtungsmöglichkeiten angeboten. Direkt am östlichen Rand der Weichsel lag das "Jarmark" im alten Stadion, das von 1989 bis 2008 der größte Basar Europas war. Dort wurde Halblegales und Verbotenes verkauft, das "Jarmark" galt als Schandfleck der Stadt. Doch mit der Entscheidung, die EM 2012 auszurichten, wurde der Händler-Treff ausgelagert. Das Gestrüpp am Flussufer wurde entfernt, um den Sandstrand freizulegen.
Elche unterwegs
Durch den Uferwald führt nun ein Wanderweg. Wer hier abends spazieren geht, muss damit rechnen, großen Tieren zu begegnen: Elche nutzen den Schutz der Laubbäume, um nachts zwischen den Wäldern südlich und nördlich der Stadt zu wechseln.
Am urbaneren linken Weichselufer reihen sich angesagte Strandlokale, die abends Livemusik bieten, aneinander. Übrigens kann nur auf dieser Seite guten Gewissens Hamburger und Wurst konsumiert werden, denn die Weichsel bildet die Grenze zwischen zwei Diözesen – und der Bischof des östlichen Warschau duldet keinen Fleischverzehr am Freitag.
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