Villacher Fasching: Die Narren brauchen einen neuen Chef

Die Funktionärsgarde trat überraschend ab, die bühnenerfahrenen Narren proben derweil längst für den Villacher Fasching 2016: In zwei Wochen soll ein neuer Vorstand für die Gilde gewählt werden.
Vorstand der Villacher Faschingsgilde trat zurück – doch die Truppe probt und der ORF-Vertrag hält.

Unerwartet unlustig geht es zurzeit in einer sonst so betont lustigen Branche zu. Der Villacher Faschingsgilde ist nämlich die gesamte Funktionärsgarde abhanden gekommen. In einer außerordentlichen Hauptversammlung in zwei Wochen muss deshalb ein neuer Vorstand gewählt werden.

Nach monatelangen Querelen trat Dienstagabend in einer Krisensitzung nicht nur der gesamte Vorstand überraschend zurück, sondern auch ehrenamtlich tätige Mitarbeiter, Minister genannt. Auch der hauptberufliche Geschäftsführer Walter Rudka, im Gildenjargon als Kanzler bezeichnet, gab seinen Posten auf.

Gernot Bartl, Ehrenkanzler der Villacher Narren, beruhigt aber die "Lei-lei"-Fangemeinde: "Das Programm steht seit zwei Monaten, wir proben ja bereits. Die Funktionäre haben mit den Darstellern auf der Bühne ja nicht unbedingt etwas zu tun."

Gut 15.000 Karten für die je nach Länge der Saison bis zu 20 Faschingssitzungen legt die Gilde jährlich auf. "Der Großteil der Karten ist jetzt schon verkauft", betont Bartl, der selbst fast 30 Jahre lang Geschäftsführer und Kanzler der Gilde war.

Relevant für Tourismus

Mit solchen Besucherzahlen sei der Villacher Fasching auch für den Tourismus eine "relevante Größe für die Stadt", bestätigt Thomas Michor, Geschäftsführer der Tourismusregion Villach. "Mindestens die Hälfte der Besucher kommt nicht aus der unmittelbaren Umgebung. In dem Sinn sind es einige Tausend Personen, die in Villacher Hotels nächtigen."

Bedeutung hat der Villacher Fasching auch für den ORF. Am Faschingsdienstag wird bekanntlich ein Mitschnitt des Programms gezeigt kommendes Jahr bereits zum 53. Mal. Heuer und auch im Vorjahr schalteten rund 1,2 Millionen TV-Zuschauer ein, das ergab laut ORF-Sprecher Roman Horacek Marktanteile von bis zu 42 Prozent. Der derzeit geltende Vertrag mit dem ORF läuft bis 2017, neue Verträge würden stets kurz vor dem Auslaufen der bestehenden verhandelt und unterzeichnet.

Mitglieder wählen

Aber vor den Faschingssitzungen steht am 24. September jene außerordentliche Jahreshauptversammlung auf dem Programm, bei der die rund 200 Mitglieder der Gilde einen neuen Vorstand wählen. Ehrenkanzler Bartl will nicht ausschließen, selbst noch einmal an die Spitze der Truppe zu wechseln. "Ich werde mich nicht weigern, wenn ich gewählt werde", versichert er im KURIER-Gespräch. "Ich bin ja schon seit 48 Jahren dabei."

Die Hintergründe der Differenzen will Bartl allerdings gar nicht mehr kommentieren, nur so viel: "Das ist wie in einer Ehe. Wenn man etwas nicht ausredet, eskaliert alles." Ex-Vorstandsmitglieder berichten indes von "schlechtem Klima" und "sonderbaren Entscheidungen".www.villacherfasching.at

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