Streit in Volksschule: Direktorin verliert die Leitung

APA10531998-2 - 06122012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 0078 II - THEMENBILD - Illustration zum Thema "Progress in International Reading Literacy Study (PIRLS)": Die Progress in International Reading Literacy Study (PIRLS) testet die Leseleistungen von Schülern am Ende der vierten Klasse Volksschule. Durchgeführt wird sie alle fünf Jahre von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) mit Sitz in Boston (USA), in Österreich wickelt das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) die Studie ab. Im Bild Volksschüler, aufgenommen am 22. November 2007 beim Lesen in einem Klassenzimmer. APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Lehrer und Eltern setzen sich durch: Kaiser spricht ein Machtwort, das Feindbild wechselt in den Bezirksschulrat.

Was sich an der Volksschule 2 in der Kärntner Bezirksstadt Feldkirchen abgespielt hat, ist man eigentlich nur im Sport gewohnt, wo es üblich ist, den Trainer und nicht die Spieler auszuwechseln. Wenige Tage vor Schulbeginn musste die Direktorin gehen.

Karin Kanatschnig, die 15 Jahre die VS 2 ohne Beanstandungen geleitet hatte, wurde am Freitag über Anweisung von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) abgezogen. „Ich habe ausschließlich im Interesse der Kinder gehandelt“, sagt er. „Wir haben dafür zu sorgen, dass sie den bestmöglichen Unterricht bekommen.“
Das war anscheinend unter Direktorin Kanatschnig nicht mehr möglich. Denn in der vergangenen Woche hatten acht Lehrerinnen der VS 2 um Versetzung angesucht, weil sie mit der Schulleiterin „nicht mehr konnten“. „Wir haben mit ihr nicht sprechen können“, verweist Lehrerin Margit Petutschnig auf „unüberbrückbare zwischenmenschliche Probleme“.

Die Schulbehörde hatte bereits reagiert und neue Lehrkräfte verpflichtet. Das wiederum missfiel den Eltern. Mit Elternvertreter Richard Koffu an der Spitze sprachen sie sich gegen einen Lehrerwechsel aus. „Das ist nicht gut für die Kinder“, sagte er und kündigte an, dass 100 der 130 Schülerinnen und Schüler der VS 2 an die VS 1 zu wechseln beabsichtigen. „Als Direktorin war Kanatschnig fehl am Platz. Dass acht Lehrer weg wollen, ist ja nicht alltäglich. Die Direktorin hat aber nicht eingesehen, dass vielleicht sie falsch liegen könnte“, sagt Koffu.

Zusammenlegung

Kaiser hat darauf reagiert. Er ordnete an, dass die beiden Volksschulen zusammengelegt und VS1-Direktorin Margot Stern-Isak die Leitung übernimmt. Ihr wird eine administrative Hilfe zur Seite gestellt. Karin Kanatschnig wechselt bei vollen Bezügen vorläufig in den Bezirksschulrat. Sie kann sich beim nächsten Termin wieder um eine Schulleitung bewerben.

„Eine Zusammenlegung war ohnehin für das Schuljahr 2015/16 vorgesehen. Jetzt ist es eben ein Jahr früher geschehen“, sagt Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger. Karin Kanatschnig sieht sich als „Bauernopfer“. Mit ihr habe nie eine Kollegin über Probleme gesprochen.


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