Plan für neue Straßenbahn bald fertig, aber Geld für Bau fehlt

Nadelöhr Innenstadt: Sämtliche Straßenbahnen müssen hier durch. Eine Ausweichroute ist geplant, doch es hapert an der Finanzierung.
Die vier Kilometer lange Süd-West-Strecke in Graz dürfte 90 Millionen Euro kosten.

"Wenn wir so viel Geld vom Bund kriegen würden wie Wien für die U-Bahn, dann hätten wir unsere Verkehrsprobleme für 20 Jahre gelöst", ätzt der Grazer Verkehrsstadtrat Mario Eustacchio, FPÖ. Verglichen mit Wiens U-Bahn-Ausbau mutet die neue Straßenbahnlinie 8 in Graz tatsächlich günstig an: 90 Millionen Euro soll die Süd-West-Linie kosten.

Sie soll von der Verkehrsdrehscheibe Jakominiplatz über die Reininghausgründe im Westen in die Annenstraße führen. Damit gäbe es erstmals auch eine Ausweichroute – derzeit fahren sämtliche Straßenbahnlinien durch das Nadelöhr Innenstadt. "Die Pläne werden heuer fertig", verspricht Eustacchio. Allerdings hat die Stadt kein Geld für die Umsetzung. Der Bund gewährt keinen Zuschuss, das sei Landessache.

"Wenn Landeshauptmann Voves und Stellvertreter Schützenhöfer ihren Leuten in Wien ständig ausrichten, dass die für deren Funktionen minderbegabt sind, dann werden die bei unseren Plänen nicht Hurra schreien", kommentiert Eustacchio.

Aber im Land Steiermark sitzt sein Parteiobmann Gerhard Kurzmann als Verkehrsreferent, doch auch von hier fließt kein Geld in Richtung Stadt. "Sein Ressort ist ausgedünnt", verteidigt der Stadtrat. "Da müsste es eine Sonderfinanzierung geben."

Länder zahlen

Es braucht aber gar nicht den Blick nach Wien, um zu vergleichen: Tirol übernimmt ein Drittel der 400 Millionen Euro Kosten für die neue Regionalbahn im Stadtgebiet von Innsbruck, für die Nachbargemeinden zahlt das Land gleich alles. In Oberösterreich schießt das Land 45 Prozent der Kosten für die zweite Straßenbahnachse in Linz zu. "Das Land zipft mich an, es stiehlt sich aus der Verantwortung", ärgert sich Eustacchio. "Graz und Umgebung sind die am stärksten wachsende Region."

Es würde schon reichen, sämtliche Mittel aus den Bedarfszuweisungen zu bekommen, meint der Stadtrat: Das Land Steiermark ziehe von dem Geld, das es aus dem Finanzausgleich zur Verteilung erhalte, fast 13 Prozent ab. Der Rest werde an die Kommunen verteilt. Graz entgingen so pro Jahr gut 42 Millionen Euro. Dazu komme auch noch eine Landesumlage, die ebenfalls einbehalten werde, das seien weitere 26 Millionen Euro. "Wenn wir das Geld hätten, könnten wir locker bauen."

Die Verkehrsplaner tüfteln trotz Finanzierungslücke an der vier Kilometer langen Strecke. "Man muss ja planen, damit man etwas fertig hat, wenn dann vielleicht doch die Möglichkeit besteht, zu bauen."

Die Fahrgastzahlen der Grazer Öffis steigen: 2007 beförderten die Straßenbahnen pro Werktag 158.301 Passagiere, im Vorjahr waren es 174.725 – ein Zuwachs von rund zehn Prozent. 60 Prozent betrug die Steigerung bei den Buslinien: 2013 stiegen 159.560 Personen pro Tag ein, 2007 waren es noch 99.279.
Der Plan der Stadt Graz sieht vor, die Fahrgastzahlen jährlich um weitere drei Prozent zu steigern. 2020 soll der Anteil der Öffis am Gesamtverkehrsaufkommen bei 24 Prozent liegen, momentan sind es 20 Prozent. Um das zu erreichen, wird unter anderem der Takt verdichtet: Die Zehn-Minuten-Abstände sollen bei einigen Straßenbahnlinien um zweieinhalb Minuten verkürzt werden.
Ähnliche Maßnahmen sind bei den Bussen vorgesehen. Dafür sind aber auch mehr Fahrzeuge nötig. Derzeit besitzt die Holding Graz etwa 150 Busse, bis 2017 wird um um zehn weitere aufgestockt. All diese Maßnahmen kosten die Stadt 7,4 Millionen Euro.

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