NS-Raubgut: Forscher durchsuchen Uni-Bibliothek

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Grazer Historiker arbeiten seit 2011 an Restitutionsprojekt.

33.000 Bücher hat die Bibliothek der Uni Graz (UB) zwischen 1938 und 1945 erworben. "13.000 davon haben wir uns näher angeschaut, weil sie verdächtig waren", beschreibt Birgit Scholz: Gemeinsam mit ihrem Kollegen Markus Lenhart leitet die Historikerin ein Projekt, das NS-Raubgut unter den Beständen der Bibliothek sucht.

Im September 2011 wurde mit der sogenannten Provenienzforschung in Graz begonnen, sie soll bis 2017 fortgesetzt werden. Systematisches Vorgehen ist unerlässlich: Scholz und Lenhart hanteln sich entlang der vier Erwerbsarten von Bibliotheken weiter, Geschenk, Kauf, Tausch und Pflichterwerb. Wobei Letzteres im Fall von Nazi-Raubgut keine Rolle spiele, betont Scholz. Da die Uni-Bibliothek gute Aufzeichnungen auch über den Bücherzugang in der NS-Zeit verfügt, konnten von 13.000 Werken mit zunächst unklarer Herkunft 9000 von vornherein entkräftet werden.

Otto Loewis Bücher

Bleiben 4000. Bisher entdeckte das Team 183 Bücher, die definitiv widerrechtlich in den Besitz der Bibliothek kamen: Darunter sind Bücher, die einst der ersten weiblichen Abgeordneten der Sozialdemokraten, Martha Tausk, gehörten. Und auch 21 Werke, deren Eigentümer Otto Loewi war: Der Nobelpreisträger lehrte an der Grazer Uni, ehe er 1938 flüchten musste. Sie wurden seinen beiden Enkelinnen in New York übergeben.

Insgesamt wurden bisher 120 Bücher zurückgegeben. 63 durfte die Bibliothek als Geschenke der Erben behalten. Generell bewertet Scholz die UB eher als "am unteren Ende der Verteilungskette": Vieles kam durch Tausch oder Kauf in ihren Besitz. "Man hat eine nicht so aktive Rolle gespielt."

Info: Morgen, Mittwoch, findet eine Veranstaltung zum Thema an der Uni statt, Lesesaal, 15 bis 17 Uhr.

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