Notärzte gesucht: Rettungsorganisationen leiden weiter unter Arbeitszeitgesetz

In Niederösterreich ist jeder Notarztwagen mit einem ausgebildeten Arzt unterwegs. Vereinzelt ist es heuer schon zu Ausfällen gekommen.
Gespräche mit dem Sozialministerium laufen. Eine Einigung ist für September geplant.

Das neue Arbeitszeitgesetz für Spitalsärzte, das seit Jahresbeginn gültig ist und wodurch diese nur noch 48 Stunden pro Woche arbeiten dürfen, sorgt auch ein halbes Jahr nach Inkrafttreten für einzelne Probleme und Herausforderungen. In Hollabrunn, NÖ, musste das Rote Kreuz vor wenigen Tagen einen halben Tag lang den Ausfall eines Notarztes hinnehmen. Das sei in diesem Monat jedoch der einzige Vorfall gewesen. Bereits im Frühjahr hat es einen Ausfall in Hollabrunn gegeben, weiters konnte im Juni in Waidhofen/Ybbs ein Wochenende lang kein Mediziner gefunden werden.

Ausfälle kommen laut Rotem Kreuz jedoch so gut wie nie vor. Denn grundsätzlich werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um Ersatz zu finden. In Oberösterreich hat ein Linzer Internist einen Verein gegründet, bei dem sich Ärzte online auf einer Plattform melden und ihre Dienste anbieten können. Also eine Notarztbörse, bei der bei Bedarf Ersatz angemietet werden kann. Dies nimmt auch das nö. Rote Kreuz immer wieder in Anspruch, bestätigt Johann Kaufmann, stellvertretender Landesrettungskommandant.

Notarztstreik

Für Aufsehen sorgte vergangene Woche auch eine Ankündigung aus dem Landeskrankenhaus Steyr, OÖ. Dort wollen gleich acht Spitalsärzte unter den derzeitigen Bedingungen nicht länger als Notärzte arbeiten. Auch hier sollen die neuen Ärztearbeitszeiten und Ruhebestimmungen für diesen Schritt maßgeblich verantwortlich sein.

Der oö. Landesrettungskommandant Christoph Patzalt macht darauf aufmerksam, dass es Spitalsärzten derzeit rechtlich nicht möglich ist, freiberuflich als Notarzt für das Rote Kreuz zu arbeiten. Er wünscht sich eine Adaptierung der rechtlichen Rahmenbedingungen. "Ziel ist, den Einsatz von Notärzten in Verbindung mit Werkverträgen oder freien Dienstverträgen künftig leichter zu ermöglichen.

Auch der oö. Landtag unterstützt diese Forderung. Patzalt: "Wir müssen an die Zukunft denken und daher an dem einen oder anderen Schräubchen drehen, damit die bestehende Qualität aufrecht erhalten werden kann." In die gleiche Richtung drängen auch die Rettungsorganisationen in Niederösterreich.

Lösung in Sicht

Im Sozialministerium weiß man von der Problematik. Nach mehreren Gesprächsrunden gibt es nun auch die ersten hoffnungsvollen Signale. Laut nö. Rotem Kreuz gibt es eine Zusage, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Notärzte entsprechend anzupassen. "Es wird auf eine Trennung der Dienstverhältnisse hinauslaufen", sagt Nationalratsabgeordneter und Waidhofens Bezirksstellenleiter Andreas Hanger. Somit könnten die Ärzte also 48 Stunden im Spital sowie für Rettungsorganisationen tätig sein. Laut Plan soll die Verordnung noch im September beschlossen werden.

Harald Mayer, Vizepräsident der oberösterreichischen und österreichischen Ärztekammer glaubt jedoch nicht, dass das ausreicht, um dem Ärztemangel auf Dauer entgegenzuwirken. "Es müssen endlich Bedingungen geschaffen werden, dass die Hälfte der Jungärzte nicht sofort ins Ausland geht." Mangelnde Wertschätzung und massive Arbeitsüberlastung seien Hauptfaktoren dafür. "Wir verbringen 40 Prozent der Arbeit am Schreibtisch und nicht beim Patienten. Und auch die Selbsteinweisung zu den Ambulanzen gehört dringend hinterfragt."

Kommentare