Kassenchef wirft Spitälern vor, oft nur wegen des Geldes zu operieren

Kassenchef wirft Spitälern vor, oft nur wegen des Geldes zu operieren
Ärztekammer-Präsident spricht von einem "beispiellosen Affront" gegenüber den Spitälern und der Ärzteschaft.

Karl Forstner zeigte sich am Freitag in einer Aussendung empört. Der Salzburger Ärztekammer-Präsident sprach von einem "beispiellosen Affront" gegenüber den Spitälern und der Ärzteschaft des Landes. Und meinte damit schwere Anschuldigungen, die Andreas Huss, der Chef der Salzburger Gebietskrankenkasse, (SGKK) erhoben hat.

Die Vorwürfe, die dieser gegenüber den Salzburger Nachrichten geäußert hatte, haben es wahrlich in sich. Von rund 100.000 Operationen, die jedes Jahr in Salzburg durchgeführt werden, wären zwischen 12.000 und 15.000 medizinisch vermeidbar. Sie würden nur stattfinden, damit die betreffenden Spitäler mehr Geld verdienen. Um welche Häuser es sich dabei handelt, wollte der Kassenchef vorerst nicht sagen.

Ärztekammer-Präsident Forstner sieht die Krankenhäuser unter einen Generalverdacht gestellt. "Mit diesen Anwürfen nimmt man eine hochgradige Verunsicherung der Salzburger Patienten in Kauf." Es stelle sich die Frage, warum ein Obmann einer Sozialversicherung mit vagen Zahlen an die Öffentlichkeit geht, ohne mit den angesprochenen Partnern zuvor einen solchen Verdacht zu hinterfragen oder zu analysieren. Huss müsse umgehend Daten auf den Tisch legen, um seine Anschuldigungen zu beweisen, fordert Forstner.

Anonymisiert hat der SGKK-Obmann das auszugsweise bereits gemacht. So würden etwa österreichweit bei Kniebeschwerden nur in 14 bis 18 Prozent der Fälle Endoskopien zur Abklärung durchgeführt. In einem Salzburger Krankenhaus liege der operative Anteil doppelt so hoch.

Radikale Eingriffe

Besonders schwer wiegen die Vorwürfe bei zwei einschneidenden Eingriffen. So würden etwa in einem Fall die totale Entfernung der Prostata, die auch tödlich enden kann, überdurchschnittlich oft angewendet. In einem anderen Spital würde die Entfernung der Gebärmutter, die mit erheblichen Risiken verbunden sei, doppelt so oft wie im Bundesschnitt durchgeführt. Grundlage für die Vorwürfe ist die Leistungsabgeltung der Spitäler, die auf Zahl und Art der Eingriffe fußt.

"Wir gehen davon aus, dass in Salzburg alles nach den Regeln der medizinischen Kunst abläuft. Falls es aber Missstände gebe, liegt es im Interesse der Medizin, diese aufzudecken", meinte Ärztevertreter Forstner. Spitalsreferent Christian Stöckl (ÖVP) will die Daten der SGKK nun laut SN jedenfalls analysieren.

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