Haselsteiner: "Will beim Airport pari aussteigen"

Hans Peter Haselsteiner
Der fliegende Mäzen: Hans Peter Haselsteiner wird den Klagenfurter Flughafen übernehmen.

Es ist fünf Minuten vor zwölf: Dem Klagenfurter Flughafen droht die Stilllegung, weil die erforderliche Pistensanierung im Jahr 2016 über die Bühne gehen muss. Von Seite der Europäischen Union gibt es im beihilfenrechtlichen Genehmigungsverfahren jedoch nach wie vor kein Grünes Licht für die 15-Millionen-Finanzspritze, die von Stadt und Land kommen soll. Es scheint, als wären die Privatisierungspläne von Unternehmer Hans Peter Haselsteiner der letzte Rettungsanker. Bisher nutzt der gebürtige Tiroler, der den Strabag-Konzern ausbaute, den Flughafen nur für seine kleine Firma "Goldeckflug". In wenigen Wochen soll er allerdings mit einem Konsortium den teilprivatisierten Airport übernehmen. Der 71-Jährige spricht im Interview über seine Pläne, Motive und Erwartungen.

Wie sieht der weitere Zeitplan zur Privatisierung des Airports aus?
Haselsteiner:
Es ist sehr konkret. Primär geht es um die Frage: was ist der Flughafen wert? Ich erwarte in den nächsten Tagen das Ergebnis eines Bewertungsgutachtens, das das Land Kärnten in Auftrag gegeben hat, dann wissen wir mehr. Und in der Folge geht es Schlag auf Schlag, Mitte September will ich alles unter Dach und Fach haben – die Auflagen zur Pistensanierung geben uns bekanntlich einen engen Zeitplan vor.

Ist das beihilfenrechtliche Genehmigungsverfahren der EU obsolet, wenn die Übernahme erfolgt?
Ja, das hätte sich dann erledigt. Im Fall einer Unterschrift gäbe es keine Beihilfen.

Man hört von zahlreichen Privatpersonen und Firmen, die einsteigen wollen. Wer ist konkret an Bord?
Fix ist, dass Gaston Glock und Christoph Kulterer (Hasslacher Norica Timber, Präsident der Industriellenvereinigung) dabei sind, auch Milliardärin Heidi Horten. Ingrid Flick ist ebenfalls interessiert. Ich hoffe, dass wir am Ende zehn, 15 Gesellschafter haben. Natürlich ist nach wie vor jeder Interessent willkommen, kann einsteigen und mitmachen.

Der Flughafen ist seit Jahren im Sinkflug. Welche Motive haben Sie?
Ich will dem Land helfen.

Also ausschließlich patriotische?
Man kann diesen Flughafen nicht einfach zusperren, da hängt zu viel dran. Alleine, wenn ich an all die Verträge mit den Firmen denke, die teilweise auf Jahrzehnte abgeschlossen wurden. Aber es sind nicht nur patriotische Motive. Ich glaube, dass bei diesem Flughafen ein kostendeckender Betrieb möglich ist. Ich will beim Kärnten Airport pari aussteigen. Wenn ein Gewinn herausschaut, habe ich auch nichts dagegen.

Im Jahr 1988 haben Sie das Goldeck um einen Schilling gekauft. So billig wird der Flughafen nicht zu haben sein.
Es soll ein Public-Private-Partnership-Modell werden, viele Flughäfen sind teilprivatisiert. Die öffentliche Hand soll ja laut ersten Gesprächen 26 Prozent am Flughafen behalten. Und hier geht es um keinen Kauf, sondern um eine Kapitalerhöhung von rund zehn Millionen Euro. Die genaue Summe kann ich nach dem Bewertungsgutachten nennen.

Gibt es eine Schmerzgrenze?
Kann ich jetzt nicht sagen.

Der Kärnten Airport zählte letztes Jahr 225.000 Fluggäste, vor zehn Jahren waren es noch doppelt so viele. Welche Ideen haben Sie, um die Destination attraktiver zu machen?
Es gilt, einiges umzusetzen. Verbesserungspotenzial gibt es immer, aber dazu später mehr.

Wird der Airport umbenannt?
Haselsteiner-Airport? Nein, der Name bleibt.

Ihr letztes Projekt in Kärnten – die Errichtung eines Feriendorfes am Mölltaler Gletscher samt Ski-Talabfahrt – liegt ja auf Eis, weil das Land naturschutzrechtliche Bedenken hat. Gibt es einen neuen Anlauf?
Das ist begraben – geopfert auf dem grünen Altar des Landes Kärnten. Für die Entwicklung der Region ist es fatal. Aber ich muss akzeptieren, dass die berechtigten Anliegen mehr zählen.

Sie sind Vorstandsvorsitzender der Stiftung des privaten Krankenhauses in Spittal. Es gibt immer wieder Gerüchte, Sie würden ein Privatspital kaufen.
Davon kann keine Rede sein. Aber ich verfolge natürlich mit Interesse die Strategie des Landes Kärnten. Man ist bemüht, die Landesspitäler flächendeckend zu betreiben und sieht die privaten Häuser nur als Ergänzung. Die werden sich nun Strategien der Kooperationen überlegen und gemeinsam neue Schwerpunkte bilden müssen.

470.000 Fluggäste sieht der ambitionierte Businessplan des „Kärnten Airport“ für das Jahr 2020 vor, doch die Schubumkehr des einst tatsächlich mit 500.000 Passagieren gesegneten Flughafens lässt auf sich warten. Mit aktuell 225.000 Fluggästen pro Jahr fliegt die Destination vielmehr der Schließung entgegen – das bestätigte kürzlich eine Studie der auf Strategieberatung spezialisierten Firma Höffinger Solutions. Daher soll die geplante Teilprivatisierung möglichst rasch und noch im Jahr 2015 über die Bühne gehen.

Angedacht ist ein Public-Private-Partnership-Modell. Demnach würden Stadt und Land gemeinsam 26 Prozent der Anteile behalten, ein Konsortium rund um den Unternehmer Hans Peter Haselsteiner soll 74 Prozent der Anteile übernehmen. Land und Stadt Klagenfurt würden bei diesem Deal eine Sperrminorität behalten. Der Kaufpreis würde dem Flughafen als Eigenkapital zufließen, von zehn Millionen Euro ist die Rede.

Die Tatsache, dass es keine öffentliche Ausschreibung geben dürfte, ruft die FPÖ auf den Plan. Ein Privatflughafen für Milliardäre würde weder dem Tourismus noch dem Wirtschaftsstandort Kärnten etwas bringen, sagt Kärntens FPÖ-Chef Christian Ragger. Er gibt außerdem zu bedenken, dass das 200 Hektar große Areal 200 Millionen Euro wert wäre, falls man das Grundstück verkaufen würde.

Laut Vertragsentwurf wäre eine Veräußerungen von Liegenschaften jedoch nur mit Zustimmung der öffentlichen Hand möglich.

Parallel dazu läuft das Beihilfeverfahren der EU-Kommission vorerst weiter – die muss ja die 15-Millionen-Euro-Investition der öffentlichen Hand in die Sanierung der desolaten Piste genehmigen.

Außerdem wird versucht, die Passagierzahlen durch eine Incoming-Agentur anzukurbeln, die Ausschreibung ist bereits erfolgt. Tourismusreferent Christian Benger (ÖVP) will einen privaten Reiseveranstalter finden, der mehr Fluggäste nach Klagenfurt bringt. Der Reiseveranstalter, der den Zuschlag für die Incoming-Agentur bekommt, erhält auf drei Jahre 150.000 Euro vom Tourismusreferat.

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