Habt acht für die Bart-Reform

Derzeit darf man nur aus religiösen Gründen Bart tragen.
Das Bundesheer diskutiert über die Gesichtsbehaarung und Tätowierungen.

Rekruten des Bundesheeres wissen: Ein bei der Rasur vergessenes Barthaar kann durchaus unangenehme Folgen haben. Liegestütze, zusätzliche Laufrunden oder die Einteilung zum Chargendienst am Wochenende – die Kreativität der Ausbildner bei der Bestrafung kennt oft keine Grenzen.

Damit könnte bald Schluss sein: Innerhalb der Armee ist eine Diskussion um die Gesichtsbehaarung der Soldaten entbrannt. Zwar wird von offizieller Seite betont, dass noch keine Entscheidung gefallen sei, doch die Rasierpflicht könnte bald der Vergangenheit angehören.

Derzeit ist die Regelung so, dass Oberlippenbärte bzw. Koteletten bis zu den Ohrläppchen erlaubt sind. Ausnahmen für ausufernde Wucherungen im Gesicht werden nur aus religiösen Gründen (bei Sikhs oder strenggläubigen Muslimen etwa) und natürlich bei gesundheitlichen Problemen (z. B. Akne) gemacht.

Reformvorschlag

Im Herbst des Vorjahrs brachte ein hochrangiger Offizier allerdings einen Reformvorschlag ein. Soldaten aller Ränge sollten seiner Überzeugung nach künftig Bart tragen dürfen, wenn er "kurz und gestutzt" ist. Die Argumentation des Generals: Zum einen würden sich schon jetzt immer mehr Heeresangehörige mit fadenscheinigen Begründungen ihre Barttrage-Erlaubnis vom Arzt holen, zum anderen könnte mit einer Lockerung der Regeln der Grundwehrdienst für junge Menschen wieder attraktiver werden.

Applaus für den Vorschlag gibt es freilich nicht von allen Seiten: "Man muss sich einmal vorstellen, was das für das Erscheinungsbild der Truppe heißt. Wir würden wie ein wilder Haufen aussehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese Änderung irgendeinen jungen Menschen dazu bewegen wird, zum Heer zu gehen", schüttelt ein Offizier den Kopf. Auch Rudolf Striedinger, Militärkommandant von Niederösterreich, ist skeptisch: "Diese Diskussion geht in eine falsche Richtung. Ja, wir müssen das Image des Bundesheers verbessern. Aber viel wichtiger wäre es aus meiner Sicht, mehr Geld für eine bessere Ausbildung zu investieren."

Handlungsbedarf

Aus der Sicht der Armee besteht aber tatsächlich dringend Handlungsbedarf, um auch weiterhin junges Personal zu bekommen. Denn immer weniger junge Menschen entscheiden sich für den Grundwehrdienst. Beispiel Niederösterreich: Laut Striedinger hatten sich im Jahr 2012 rund 32 Prozent der tauglichen Männer für den Zivildienst entschieden; im Vorjahr waren es schon 46 Prozent. Die Tendenz ist weiter steigend.

"Wenn wir die 50 Prozent erreichen, haben wir ein echtes Problem", nimmt sich der Militärkommandant kein Blatt vor den Mund.Wie auch immer die Bart-Diskussion im österreichischen Bundesheer weitergehen wird, in anderen Ländern ist man hier schon einen Schritt weiter. In Deutschland etwa dürfen die Soldaten Bart tragen, aber gestutzt. Auch Tätowierungen und Piercings sind per Erlass geregelt. Das Thema Tattoos spielt bei uns übrigens auch eine Rolle. Grund: Bis dato gibt es dazu keine einheitliche Regelung.

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