Großer Protestzug der Ärzte

Rund 500 Mediziner demonstrierten am Donnerstag in Klagenfurt für ein höheres Grundgehalt.
500 Ärzte marschierten für 30 Prozent mehr Lohn durch Klagenfurt. Wartezeiten ab 2015 zu befürchten.

Ein nicht gerade alltägliches Bild bot sich am späten Donnerstagnachmittag in Klagenfurt: Rund 500 Mediziner aus ganz Kärnten zogen vom Klinikum quer durch die Stadt bis vor das Gebäude der Landesregierung – gehüllt in weiße Ärztemäntel und mit jeder Menge Wut im Bauch, weil die Politik bisher ihrer Forderung nach einer 30-prozentigen Anhebung der Grundgehälter nicht nachgekommen ist.

Kärnten ist nur die Lok eines Protestzuges, der durch ganz Österreich fahren wird“, sagt Christian Kotratschek, Oberarzt im Landeskrankenhaus. In Sachen Gehaltsdiskussion hält er fest: „Ich bin Oberarzt auf der Kieferchirurgie, seit 20 Jahren im Haus und beziehe ein Grundgehalt von 2564 Euro.“ „Die Politik muss reagieren, sonst wandern die wenigen Jungärzte ab“, fügt Turnusarzt Alexander Skofitsch hinzu. „Lenkt die Politik nicht ein, wird Kärnten ohne Ärzte sein“, lautet demnach der Spruch, den die Demonstranten skandieren.

„Wir sind es wert“, ist das Motto des Protestzuges. Es wird verbal artikuliert und auf Transparenten verbreitet. Trillerpfeifen und Tröten sorgen für zusätzliche Aufmerksamkeit bei den Passanten. Die Volksmeinung schwankt zwischen Verständnis für einen Berufsstand, der Verantwortung trägt und viele Überstunden schieben muss und Kopfschütteln, dass ausgerechnet die als Großverdiener verrufenen Mediziner mehr Lohn fordern.

Vorreiterrolle

Dennoch wird in Ärztekreisen angenommen, dass andere Bundesländern dem Beispiel Kärntens folgen könnten. Bundeskurienobmann Harald Mayer glaubt, dass Kärnten in Bezug auf Kampfmaßnahmen eine Vorreiterrolle einnimmt. „Und es wird kein Einzelfall bleiben. Wenn die Politik in Wien, Oberösterreich oder Salzburg nicht reagiert, sind dort Proteste unausweichlich“, prognostiziert Mayer.

Die Demonstranten marschierten am Donnerstag bis zur Landesregierung am Arnulfplatz, wo ein Treffen mit den Adressaten des Protests zustande kam: Landeshauptmann Peter Kaiser und Gesundheitsreferentin Beate Prettner (beide SP) empfingen eine Abordnung zu einem Gespräch. Für Montag wurde eine weitere Verhandlungsrunde angesetzt.

„Die bisher vom Land angebotene 15-Prozent-Erhöhung ist eine Mogelpackung,“ betonte Ärztekammerpräsident Josef Huber im Vorfeld. Sie sei auf vier Jahre gestaffelt, die Inflationsabgeltung falle weg und Ärzte müssten durch Strukturverbesserungen selbst fünf Prozent der Kosten einbringen. „Unterm Strich bleibt eine echte jährliche Erhöhung von 0,5 Prozent pro Jahr“, rechnet Huber vor.

Die Ärzteschaft plant, ab 1. Jänner 2015 die gesetzlich vorgeschriebene Wochen-Arbeitszeit von 48 Stunden einzuhalten. Was bedeutet, dass die Notversorgung gewährleistet bleibt. „Einen massiven Schaden für Patienten befürchte ich nicht“, wagt Klinikum-Betriebsrat Ingo Kager eine Prognose. Spezialisten würden jedoch nicht mehr in der erforderlichen Anzahl zur Verfügung stehen. „Bei geplanten Operationen kann es zu Wartezeiten bis zu einem Jahr kommen“, sagt Huber.

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