Dialog als letzter Rettungsanker

Purer Zufall, dass der Werbespruch eines Mobilfunkanbieters perfekt zum Hickhack rund um das Klagenfurter Wörthersee-Stadion passt
Ein mehrjähriger Instanzenweg droht / Fußball-Höhepunkte vor Absage.

Kosten ohne Nutzen – so präsentiert sich das Klagenfurter Wörthersee-Stadion derzeit für den Steuerzahler. Da ein mehrjähriger Instanzenweg droht, bis der Oberrang für 18.000 Zuschauer wieder in Betrieb genommen werden kann, versucht die Stadt mit den beschwerdeführenden Parteien eine raschere Lösung herbeizuführen.

Nach dem Verzicht auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) bei der "Permanentmachung" des Stadions im Jahr 2009 und diesbezüglichen Anrainer-Einsprüchen hat der Verwaltungsgerichtshof , wie berichtet, den Baubescheid für den Oberrang der Arena aufgehoben.

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Das Landesverwaltungsgericht Kärnten kündigte nun in einem Schreiben an die Stadt an, den Ball eben dorthin – also zur ersten Instanz – zurückspielen zu wollen. Juristen rechnen mit einem Instanzenweg von bis zu fünf Jahren, der erneut durchlaufen werden muss.

Zwei Konzerte für 2016 wurden bereits abgesagt, Fußballevents – geplant war ein Testspiel des Nationalteams für die Europameisterschaft – werden folgen. "Wir bräuchten bis Weihnachten Rechtssicherheit, um 2016 ein Länderspiel in Klagenfurt durchführen zu können. Ein Match dieser Dimension ist nur in einem Stadion für 30.000 Fans denkbar", sagt Wolfgang Gramann, der Pressesprecher des Österreichischen Fußball-Bundes. Auch das Cup-Finale, das im Frühjahr in Klagenfurt stattfinden sollte, steht nun vor der Absage.

Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) will nun retten, was nicht mehr zu retten scheint und sucht den Dialog mit den Anrainern. "Ich kann beispielsweise eine Verbesserung der Verkehrssituation anbieten – das nehme ich persönlich in die Hand. Aber wenn es im Lärmschutzmaßnahmen geht, verstehe ich die Einwände nicht. Die Stadt hat alleine dafür vier Millionen Euro ausgegeben", sagt Mathiaschitz. Das Gespräch wird am Mittwochabend stattfinden.

Als Anrainer-Sprecher fungiert deren Grazer Anwalt, Franz Unterasinger. Der gebürtige Kärntner steckt im Vorfeld die Grenzen ab: "Um eine UVP werden die Behörden sowieso nicht herumkommen. Außerdem sieht die ursprüngliche Betriebsgenehmigung neben Fußballspielen theoretisch 52 Veranstaltungen pro Jahr vor. Diese multifunktionale Nutzung für Motorrad-Events, Konzerte und dieses Remmidemmi wird’s nicht mehr geben. Nur mit vereinzelten Fußballspielen könnten wir leben", betont Unterasinger.

Das Vertrauen in die Politik sei aber enden wollend. Unterasinger: "Nach der EURO 2008 haben wir unsere Beschwerde zurückgezogen, weil die Stadt eine Rückbauverpflichtung von 30.000 auf 12.000 Zuschauer unterschrieben hat – um dann das Stadion erst in der ursprünglichen Größe beizubehalten."

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