Bürger stärken Gemeindechef den Rücken

„Werde den Chefsessel nicht räumen“, signalisiert Karl Markut beim KURIER-Besuch
Untreue und Betrug: Karl Markut schließt Rücktritt aus – eine Entscheidung im Sinne seiner Bürger.

"Der Koarl ist prinzipiell ein Ehrlicher. Jeder Mensch macht Fehler. Auch wenn ihm einer passiert ist, muss er im Amt bleiben", sagt Gerhard Streit aus St. Georgen im Lavanttal im Bezirk Wolfsberg.

Der "Koarl" ist Karl Mar-kut, das Amt jenes des Bürgermeisters in der Kärntner Gemeinde und der "Fehler" bezieht sich auf Untreue und betrügerische Krida. Auch wenn das freitägige Urteil des Klagenfurter Landesgerichts – ein Jahr bedingte Haft und 33.480 Euro Geldstrafe – am Mittwoch rechtskräftig wird, will Markut den Chefsessel nicht räumen. Und diese Entscheidung ist offenbar ganz im Sinne der Bürger.

Um einen einzigen Tag schrammte der 61-Jährige am Amtsverlust vorbei: "Dieser wäre gegeben, wenn die verhängte Freiheitsstrafe ein Jahr übersteigen würde", sagt Franz Sturm, Leiter der Gemeindeabteilung des Landes. Wird das Urteil nun bestätigt (Markut nahm es an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab) ist er zwar juristisch aus dem Schneider – wie sieht es aber mit der moralischen Komponente aus? "Man muss zwischen meinen Tätigkeiten als Bürgermeister und als Geschäftsführer der Fertighausfirma trennen. Als Gemeindevorsteher habe ich mir nie etwas zuschulden kommen lassen", sagt Markut.

Schwarzgeld im Amt

Als Wirtschaftstreibender war er bis 2011 für die Vertriebsgesellschaft der mittlerweile in den Konkurs geschlitterten WIGO Haus tätig. Nach massiven Umsatzeinbußen hatte er seinen Kunden sogenannte "St. Georgener Rabatte" gewährt. Er gesteht, allein in seiner Heimatgemeinde von sechs Häuselbauern Schwarzgelder bar entgegengenommen zu haben, in einem Fall "mangels räumlicher Alternativen" in einem Besprechungszimmer im Amt – insgesamt 139.000 Euro.

Diese will er in die Firma rückgeführt haben. "Entsprechende Unterlagen habe ich geschreddert, als es 2011 auf der Gemeinde zu einer Finanzprüfung kam", erzählt er. "Ich geb’s zu: ich bin vom schmalen Grad abgerutscht; allerdings bin ich nicht für die Schließung des Unternehmens verantwortlich und erhalte aktuell so viel positives Feedback, dass ich einen Rücktritt als Bürgermeister überhaupt nicht andenke."

"Er hat’s gut gemeint"

Der KURIER hat sich in der 2000-Einwohner-Gemeinde umgehört. Und tatsächlich: das Wort " Rücktritt" nimmt hier niemand in den Mund. "Er hat es mit den Rabatten für die Häuselbauer gut gemeint. Leider ist was Blödes rausgekommen. Aber wir alle wünschen uns, dass er bleibt", sagt Günter Ranacher. "Die Fertighaus-Geschichte ist seine Privatsache. Das hat nichts mit dem Bürgermeisteramt zu tun", meint Marianne Mayer. Und Aurelia Perchtold: "Er ist ein super Bürgermeister, es gibt keinen Besseren."

Zwei Drittel für Markut

Markut ist einer der Ihren, seit der Selbstständigkeit der Gemeinde im Jahr 1991 Bürgermeister. Erst für die SPÖ. Nach seinem Wechsel zum Team Stronach kandidierte er 2015 unter der "Namensliste Karl Markut Team St. Georgen". 66 Prozent votierten in der Stichwahl für den gelernten Bautechniker, der Unterlegene war mit Markus Wutscher ein SPÖ-Kandidat.

Zurückgelegt hat Markut indes aufgrund der aktuellen Entwicklungen seine Mitgliedschaft im Team Stronach. Auch die Beratertätigkeit für die Partei im Landtag wird er beenden.

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