Bischöfe zum Rapport beim Papst

Bischöfe zum Rapport beim Papst
Katholiken fordern Reformen. Österreichs Kirchenspitze in Rom. Kritik an Kirchenfürsten.

Abgehoben, weltfremd, lebensfern – mit diesen Attributen beschreiben Österreichs Katholiken das Erscheinungsbild der römisch-katholischen Kirche. Ein Großteil der 5,3 Millionen Gläubigen fordert Reformen.

Dieses Stimmungsbild bestätigte – die von Rom in Auftrag gegebene – Familien-Umfrage. 34.000 Gläubige retournierten die Fragebögen an ihre Diözesen (wichtigste Ergebnisse siehe Grafik unten). Mit dem heiklen Ergebnis im Gepäck reist Österreichs Kirchenspitze (14 Bischöfe), angeführt von Kardinal Christoph Schönborn, von 27. bis 31. Jänner nach Rom um Bericht zu erstatten: „Der Papst will wissen, wo der Schuh drückt. Er gab uns den Auftrag, bis in die Pfarrgemeinderäte hinein zu fragen.“

Der KURIER konfrontierte Hans-Peter Hurka, Mitbegründer der Plattform Wir sind Kirche, mit dem Umfrage-Ergebnis und stellte die Frage „Wo liegen die dringlichsten Probleme in der heimischen Amtskirche?“

Priestermangel: In Österreich sind 4000 Priester tätig. Mindestens 500 Gottesmänner fehlen. Doch Hurka fordert einen geänderten Stil: „Glaubenswächter waren im Mittelalter modern. Und der traditionelle Machtanspruch ist ein Auslaufmodell.“

Zölibat: Der Pflichtzölibat ist auf Dauer nicht zu halten. „Ich weiß, dass bis zu 25 Prozent der Priester in versteckten Beziehungen leben.“ Jeder Pfarrer sollte selbst entscheiden. Auch Frauen müssten in den Pfarren stärker eingebunden werden.

Kirchenaustritte: Die Massenflucht nach Bekanntwerden der sexuellen Übergriffe durch den Klerus konnte abgefedert werden. Die Austritte bleiben aber weiter auf hohem Niveau. Nur Zeichen in Richtung Liberalisierung können diesen Trend stoppen, so Hurka.

Empfängnisverhütung: Verhütungsmittel müssen Angelegenheit der Gläubigen sein. Hurka: „In den Betten der Gläubigen hat der Vatikan nichts verloren.“

Wiederverheiratete: 96 Prozent sprechen sich bei der Vatikan-Befragung dafür aus, dass geschiedene Wiederverheiratete die Sakramente der Kommunion und Beichte empfangen sollten. Eine Kardinalfrage der Zukunft, sagt Hurka.

Bischöfe zum Rapport beim Papst
Austrian priest Helmut Schuller addresses the media during a news conference in Bregenz October 11, 2013. Speaking as dissidents from six countries met in Austria for the first time, clergyman Helmut Schuller said the Church should draw on people in local parishes that are under threat vanishing as the ranks of priesthood dwindle. REUTERS/Dominic Ebenbichler (AUSTRIA - Tags: RELIGION POLITICS)

Für den Mitbegründer der Pfarrer-Initiative, Helmut Schüller, stellt die Vatikan-Umfrage „eine der großen Gesten des Papstes“ dar. Trotzdem ist der Kirchen-Rebell in Sorge um Papst Franziskus: „Es besteht die Gefahr, dass er ein einsamer Rufer in der Wüste bleibt. Er braucht Unterstützung der Bischöfe. Und da spüre ich überhaupt nichts.“ Kirchen-Insider Hurka: „Die Bischöfe sind in Deckung und warten, wie sich das Wetter entwickelt.“

Dieser Kritik will Kardinal Schönborn gar nicht widersprechen: „Wir haben uns sicher zu wenig getraut. Auch zu sagen, was unsere Situation erfordert, und wie wir die Dinge sehen.“

Grafik:

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