Wie der Mensch auf’s Pferd gekommen ist

Gestalter der Schau im Stift Lambach, Hans Kropshofer
Startschuss für die Landesausstellung: Ab Donnerstag wird an drei Standorten in Lambach und Stadl-Paura die besondere Beziehung zwischen "Mensch & Pferd" aufgearbeitet.

Ruhige Minuten sind derzeit rar – sowohl in Stadl-Paura als auch in Lambach. Gemälde wollen aufgehängt, Multimedia-Stationen installiert, Vitrinen befüllt und Exponate beschriftet werden. Bis zur feierlichen Eröffnung der Landesausstellung kommenden Mittwoch muss ja alles fertig sein. Denn dann soll den Besuchern der Schau "Mensch & Pferd" ein rund um spannendes, unterhaltsames und informatives Erlebnis beschert werden.

Pferd als Nutztier

"Ich bemühe mich immer, etwas zu machen, was es in dieser Form noch nie so gegeben hat", erklärt der gestalterische Leiter des Standorts Stadl-Paura, Peter Hans Felzmann. Er verrät vorab, dass Besucher auf in Endlos-Schleifen tanzende Augarten-Pferde, auf das besondere Blickfeld des Pferdes, auf eine ganz speziell in Szene gesetzte Mustang-Herde aus Colorado, auf einen nachgebauten Wald und viele weitere Überraschungen gespannt sein dürfen. Hier wurde vor allem die Nutzung des Pferdes in all ihren Facetten aufgearbeitet. Dabei spart Felzmann auch nicht mit unbequemen Themen wie dem Pferdeleid oder dem Einsatz der Tiere in Kriegen. Für Kinder gibt es spezielle Mitmach-Stationen. "Natürlich gibt es auch sehr klassische Exponate wie Gemälde oder Zeichnungen, aber selbst hier habe ich mich bemüht, einen besonderen Rahmen zu schaffen", erklärt der Kurator. So darf Kaiserin Sisi etwa in einem üppig gestalteten Biedermeier-Zimmer hoch zu Ross sitzen. Felzmann zeichnet auch für die Bespielung des historischen Rossstalles in Lambach verantwortlich. Dort zeigt eine ausgeklügelte Multimedia-Installation in elf Projektionen den Facettenreichtum der Pferde.

Pferd in der Kunst

Der zweite große Teil der Landesausstellung befindet sich im Benediktinerstift Lambach – und widmet sich vor allem der Verehrung des Pferdes in Kunst und Kultur. Die altehrwürdigen Prunkräume stellten für den zuständigen Gestalter Hans Kropshofer eine willkommene Herausforderung dar: "Es war wichtig, das Bestehende sensibel mit der Schau zu verknüpfen. Natürlich musste ich auf bestehende Raumstrukturen und Gegebenheiten Rücksicht nehmen. Ich wollte einen Dialog mit der Architektur schaffen." Eigentlich sei sein Ansatz, eine große Beziehungsgeschichte, eben die zwischen Mensch und Pferd, zu erzählen. Rauminszenierungen wechseln sich mit hochkarätigen Exponaten ab. Kropshofer will mit seiner Gestaltung einen Blick quer durch die Kunstgeschichte und ihrer Verknüpfung mit dem Pferd ermöglichen. "Dabei soll es immer facettenreich und spannend bleiben", wünscht sich der Linzer Kurator, der selbst als Künstler aktiv ist. Kreuzgang, Bibliothek und weitere Prunkräume können im Zuge der Schau in neuem Licht gesehen werden.

Gut verbunden

Zwischen den drei Standorten gibt es übrigens ein Wegesystem, bei dem Spaziergänger auch bei einigen Sehenswürdigkeiten vorbeikommen. Zusätzlich verbindet ein kostenloser Shuttle-Bus die Stationen Hauptbahnhof, Marktplatz Lambach und Pferdzentrum Stadl-Paura miteinander.

INFOS: 28. April bis 6. November 2016, an drei Standorten (Pferdezentrum Stadl-Paura, Stift Lambach und Rossstall in Lambach), tgl. von 9 bis 18 Uhr, Eintritt 6 €, Infos unter ☎ 0720/30 305-100, www.landesausstellung.at

Prunkvolle Räume voller Geschichte(n)

1056 als Benediktinerabtei gegründet, erhebt sich das Stift Lambach weithin sichtbar über der Traun. Die zwischen 1660 und 1707 erbauten Stiftstrakte beherbergen reich stuckierte und freskierte Räumlichkeiten wie die Bibliothek, den Kapitelsaal, das Refektorium und das einzige erhaltene Klostertheater Österreichs. Fast in jedem der berühmten Räume werden in Fresken und Medaillons Bezüge zur Kunst- und Kulturgeschichte des Pferdes hergestellt. Besucher des Stiftes werden also im Zuge der Landesausstellung mitgenommen auf eine sagenhafte Reise durch Geschichte und Mythologie rund um das Pferd – unter anderem mit Werken von Johann Georg Hamilton und Alfred Kubin.

Von Urpferden und wilden Mustangs

Das österreichische Pferdezentrum Stadl-Paura ist ein Kompetenzzentrum für Pferdezucht, Ausbildung und Pferdesport und blickt als ehemaliges kaiserlich-königliches Hengstendepot auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück. Wer die Tiere hautnah erleben will, ist auf dem Frei-Areal des Pferdezentrums genau richtig. Neben der Beobachtung der Pferde auf den Koppeln, der alltäglichen Pferdehaltung und -pflege in den Ställen und in der Hufschmiede hält das Rahmenprogramm viele spannende Vorführungen in der Reithalle und auf der Rennbahn bereit. Die alte Kaserne und ein Nebengebäude wurden extra für die Landesausstellung nach alten Plänen neu gebaut.

Alter Rossstall mit aufwendiger Technik

Wenn historische Gemäuer auf die Zukunft treffen: Der ehemalige Rossstall der Post- und Pferdewechselstation in Lambach ist ein gewölbtes Stallgebäude aus dem 18. Jahrhundert. Es war dafür ausgelegt, 40 Pferde zu beherbergen. Hier zeigt Gestalter Peter Hans Felzmann in einer Multimedia-Installation in elf Projektionen den Facettenreichtum der Pferde. "Das ist mein besonderes Herzkind, hier habe ich hoffentlich etwas ganz Außergewöhnliches geschaffen", erzählt der gestalterische Leiter des Standortes.

Das historische Gebäude bietet mit seinen mächtigen Steinsäulen und einfachen Gewölben den idealen Rahmen für die technisch aufwendige Inszenierung.

"Bier in Bayern" nennt sich das Pendant (www.landesausstellung-bier.de) in Bayern, das beinahe zeitgleich mit Oberösterreich im Kloster Aldersbach im Passauer Land stattfindet. Wer ein Ticket der oö. Landesausstellung in Bayern vorlegt, bekommt zwei Euro Ermäßigung auf den Eintritt.

Musik & Kabarett

Bei der Landesschau selbst sind mehr als 140 Veranstaltungstermine geplant, der Bogen spannt sich von klassischer Musik in der Stiftskirche zu Schauspiel und Lesungen im Barocktheater über Kabarett und Vorträge im Rossstall bis hin zur 650-Jahr-Feier der Marktgemeinde Lambach am 15. und 16. Juli. Der Schifferverein Stadl-Paura lässt mit historischen Gegenzügen an der Traun die Tradition der Salzschifffahrt aufleben. Einen genauen Überblick gibt es auf www.landesausstellung.at

Im Horse Training Center Hellmayr gibt es Pferde aktiv zu erleben, etwa beim Showprogramm oder beim Ponyreiten (Infos: www.friesen.at oder unter ☎ 0664/462 29 68).

Ein Highlight in der Region ist der Pferdeeisenbahnhof in Stadl-Paura. 1832 wurde die erste öffentliche Eisenbahn am Europäischen Kontinent zwischen Budweis und Linz-Urfahr eröffnet, und 1836 bis Gmunden verlängert. Die Gebäude, in denen damals der Personenbahnhof, die Lastenstation , Lagerräume, die Labestation, die Wachthäuser und die Pferdestätte untergebracht waren, sind weitgehend erhalten und können auf dem Pferdeeisenbahnweg bewundert werden, so auch der Stadlinger Bahnhof in Stadl-Paura (jeden Sa. 9 bis 12, 14 bis 17 Uhr).

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