Bettel-Masche mit herzigen Hundewelpen empört Tierschützer

Tierbettler in Linz
Bettler benutzen vermehrt kleine Vierbeiner für ihre Zwecke. Die Behörden sind relativ machtlos.

"Ich habe heute schon zwei Bettler mit Hundewelpen gesehen. Einer jünger als der andere, das kenne ich auch aus Lissabon. Welpen finden die Leute süß, da wird gespendet", beschreibt eine Augenzeugin die neueste Bettel-Masche auf der Landstraße, der wichtigsten Linzer Einkaufsmeile. Die Frau befürchtet, dass die Hunde einfach ausgewechselt werden, wenn sie zu groß und damit nicht mehr lieb genug sind. "Was dann mit ihnen passiert, möchte ich nicht wissen."

Auch beim KURIER-Lokalaugenschein lässt sich das neueste Bettel-Phänomen beobachten. Marko hat nichts dagegen, dass er und seine Hündin Sally, die erst ein paar Wochen alt sein dürfte, fotografiert werden. Er sitzt am kalten Pflaster, direkt gegenüber dem Einkaufszentrum Passage. "Ich bin aus Prag", stammelt der junge Mann in gebrochenem Deutsch. Jeden Tag fahre er derzeit von Tschechien mit den Bus nach Oberösterreich. "Linz ist eine gute Stadt", meint er. Wie viel er heute schon eingenommen hat, will Marko nicht verraten. Auch nicht, ob die herzige Sally wirklich sein Hund ist und ob er seine Tageseinnahmen abliefern muss. "Ich verstehe nicht so gut", weicht er den Fragen plötzlich aus und lächelt verschämt.

Dass das Betteln mit Hundewelpen gerade im Advent lukrativ ist, kann unsere Augenzeugin bestätigen: Ein Verkäufer der Straßenzeitung sei vor Neid erblasst, weil es in der Schatulle einer jungen Frau, die mit einem schwarz-weißen Hundebaby bettelte, nur so vor Münzen klimperte. "Wenn es ihr Hund ist und alles seine Richtigkeit hat, hat sie nichts zu befürchten. Aber ein Tier zum Betteln einzusetzen, solange es Geld bringt und dann verkaufen, könnte ich nicht gutheißen", meint die Frau.

Bei der Linzer Polizei bestätigt man , von den Welpen-Bettlern gehört zu haben. "Es gibt Schwerpunktkontrollen, bei denen die Identität der Bettler festgestellt wird. Wir können den Leuten aber nicht einfach ihre Hunde wegnehmen", erklärt Oberst Manfred Rauch vom Stadtpolizeikommando.

Wettbewerbsvorteil

"Mir ist das Problem bekannt", sagt der Linzer Vizebürgermeister und Sicherheitsstadtrat Detlef Wimmer (FPÖ). Er findet es zwar schäbig, dass sich Bettler mit Hundebabys einen "Wettbewerbsvorteil" verschaffen, verweist aber auf die Rechtslage, die lediglich organisiertes, aggressives und Betteln mit Kindern untersagt. Für Anzeigen nach dem Tierschutzgesetz ist der Magistrat zuständig. Bis ein Hund abgenommen werden kann, sind die Bettler aber meist über alle Berge. Hannelore Rügen, Präsidentin des Linzer Tierschutzvereins, beklagt dieses bürokratische Procedere. "Da müsste schneller gehandelt werden. Der Amtstierarzt sollte feststellen, ob die Tiere gechipt, geimpft und legal eingeführt worden sind." Unabhängig davon sei stundenlanges Betteln mit Hundewelpen nicht okay: "Heuer haben die Tiere zumindest das Glück, dass es nicht so kalt ist", sagt Rügen.

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